19. April 2018
Oxil – Zofingen
Band: Syk
Dass es anders werden würde, das war sofort klar, als Stefano Ferrian und Gianluca Ferro mit ihren Gitarren die Bühne betraten. Denn die Instrumente waren mit ihrem modernen und klar im Metal zu verortenden Design nicht nur fremdartig, sondern wiesen bis zu zehn Saiten auf – dafür gab es keinen Bassisten. Ja, bei Syk werden die Dinge eindeutig abseits der Norm gelöst, Beweise dafür lieferte das Konzert der italienischen Gruppe in Zofingen zuhauf. Nur leider wollte sich davon fast niemand überzeugen, dabei hätte es für jeden eine Überraschung bereit gehabt.
Nur Metal spielen Syk nämlich nicht, viel lieber schreiben sie komplexe Kompositionen, die weder auf klare Schemata noch auf Eingängigkeit setzen. Gleich von Beginn an liess das Quartett ein waghalsiges Riff nach dem anderen durch das Oxil krachen, Schlagzeuger Federico de Bernardi di Valserra folgte dieser Vorlage mit seinem tonnenschweren und manchmal fast tödlich schleppenden Spiel – und mittendrin Sängerin Dalila Kayros. Mit ihren düsteren Texten über persönliche Exorzismen und Dämonen verlieh sie dem Auftritt eine unheimliche und bedrohliche Note, und das gerne auch mit Growls und Geschrei.
Da konnte einem schon einmal der Takt zwischen Nacken und Kniescheiben verloren gehen, aber auch im absoluten Stillstand boten Syk viel Eindrückliches. Die Lieder vom neusten Album „I-Optikon“ wechselten nämlich zwischen einer Slow-Core-Version von The Dillinger Escape Plan, Crust-Punk-Schlägereien und Avantgarde-Studien hin und her. Und die wahre Kunst lag darin, dass es die Band fertig brachte, all diese kopflastigen Zutaten zu einer Menge zusammenzuführen, die organisch und nachvollziehbar wirkte. Kein Wunder, halten diese Musiker momentan eine Ausnahmestellung im Genre – sogar produziert von Philip H. Anselmo.
Nicht jede Begegnung war ohne Schrammen, aber Syk dürfen einem mit ihren Liedern gerne in die Enge treiben. Man suchte im eindringlichen Gesang die Erlösung, man stieg über die Riffs in die tiefsten Gräben hinab und wachte am Ende des Konzertes in einem nebligen Konzertlokal auf, vor dessen Türen glücklicherweise bereits die Nacht hereingebrochen war. Nach dieser Tour de Force der Sonne entgegenzutreten, das wäre nicht mehr machbar gewesen.
Text: Michael Bohli