1. Mai 2018
Kaufleuten – Zürich
Bands: SOHN / Pyrit
Gegründet wurde SOHN im Jahr 2012 von Christopher Taylor. Weshalb sich der gebürtige Londoner letztendlich für ein deutsches Pseudonym entschied, hat nicht zuletzt mit seinem vorübergehenden Wohnort zu tun: Christopher Taylor lebte für sechs Jahre in Wien, wo das Projekt SOHN erst richtig Gestalt annahm.
Nach dem neusten Album „Rennen“ aus dem Jahr 2017 erschienen jüngst die zwei Tracks „Hue“ und „Nil“. Mit keinem geringeren Song als „Hue“ begann SOHN dann auch sein Konzert in Zürich. Die Paarung zwischen leisen Klaviertönen und elektronischen Elementen sind im Vergleich zu den bisherigen Tracks der beiden Alben „Rennen“ und „Tremors“ Neuland. Ein anspruchsvolleres und erwachseneres Neuland.
Melancholische Klänge, anspruchsvolle Rhythmen und elektronisch geprägte Ausflüchte bilden eigentlich das perfekte Paket zum musikalischen Ausbruch. Und dennoch habe ich genau diesen vermisst. Jeder Track war abschliessend für sich perfekt, doch die wilde Mischung zwischen ruhigen Songs („Rennen“) und Titeln mit Einflüssen von Electronica und Post-Dubstep („Bloodflows“) hat mich schlicht und einfach ein wenig überfordert.
Zum Abschluss gab SOHN „Artifice“ und „Conrad“ zum Besten; zwei der populärsten seiner Tracks. Den fehlenden roten Faden durch die Setlist beinahe wieder vergessen machend, konnten mich diese zwei letzten Songs total mitreissen und letztendlich vom Auftritt ganz und gar überzeugen. Ich werde die Show in guter Erinnerung behalten.
Mit einem Hauch von Mystik schickte Pyrit zuvor das Publikum auf eine Reise der Schwerelosigkeit. Der St. Galler Thomas Kuratli schafft es mit einer aufregenden Mischung zwischen leisen Klängen, technischen Ausbrüchen und der perfekt inszenierten Lichtshow eine Spannung zu erzeugen, die im positiven Sinne kaum auszuhalten ist.
Kein Track eignete sich zum Einstieg besser als „Control Pt. 1 / 2“, welcher den absoluten Kontrollverlust beschreibt. Kontrollverlust beschreibt auch diesen Abend nicht schlecht – die Zuschauer im Kaufleuten Zürich gaben sich der Musik selten so ungehemmt und losgelöst hin. Pyrit, danke für diese (viel zu kurze) Reise in eine andere Sphäre – ich komme wieder!
Text: Melanie Hüsser