Volkshaus – Zürich
Dienstag, 30. Januar 2024
Text: Torsten Sarfert / Bilder: Melissa Mangold
Angenehm eingrooven konnte man sich schon mal mit Pale Blue Eyes und ihrem selbstdefiniertem „Cream Pop“. Endlich mal ein Support, der den Namen verdient. Die äusserst sympathische Band und ihr krautrockiger Indie-Pop stiessen beim erfreulich generationsübergreifenden Zürcher Publikum auf begeisterte Gegenliebe. Kühle Synthies, knackige Basslines und sphärische Gitarrensounds waren die perfekte Einstimmung auf den Mainact und ausnahmsweise einmal zu kurz für eine Vorband. Es würde mich wundern, sollte man von dieser Band demnächst nicht noch so einiges hören.
Slowdive, die freudig erwarteten Säulenheiligen des Shoegaze, eröffneten entspannt den kommenden, ganz und gar wunderbaren Abend mit „shanty“, dem Opener ihres 2023 veröffentlichten fantastischen Albums „Everything Is Alive“. Mit psychedelischen Visuals und einer bombastischen Lightshow in ihrem Rücken, versank man sogleich förmlich in Licht, Schatten, Sound und Serotonin. Ein Konzert wie ein langsames Eintauchen in eine warme Badewanne. Der real erlebte Slowdive.
Gitarrist und Sänger Neil Halstead in lässigem 1970er Hippie-Chic, eine gutgelaunte Rachel Goswell in dezentem 1980er Gothic-Look, Bassist Nick Chaplin mit punkig tiefhängender Axt, flankiert von Drummer Simon Scott und dem zweiten Gitarristen Christian Savill, luden in den kommenden anderthalb Stunden zu einer Entschleunigungsmesse par excellence.
Trotz (oder vielleicht gerade wegen) begrenzten Platzverhältnissen im ausverkauften Stehplatzbereich durfte man eine intensive und immersive Ganzkörpererfahrung machen, geschaffen von einer Band, die erst live ihre wahre Wirkmacht so richtig entfaltet. Die Kommunikation mit dem Publikum fand erfreulicherweise hauptsächlich durch die Musik und kurze Befindlichkeitsnachfragen statt. Bloss nicht das Bad stören, denn um die opusartigen Songs von Slowdive mit all ihren Effekten, Layers und Sounds ganzheitlich zu erfahren und zu erleben, bedarf es durchaus eines relativ hohen Masses an Aufmerksamkeit.
Das Publikum gab sich diesem warmen, ungestörten Bad nur zu gerne hin, man lauschte andächtig, applaudierte begeistert und auch auf Handykameraeinsatz wurde weitgehend verzichtet. Vom ersten namensgebenden Song aus der gleichnamigen EP „Slowdive“ über „Souvlaki“ bis hin zum aktuellen Album boten die Briten an diesem Abend eine erlesene Auswahl aus ihrer auch schon über 30-jährigen Karriere. Gleichzeitig bewiesen sie damit, dass ihre nah am Ambient verortete Musik nichts von ihrer Kraft und Schönheit eingebüsst hat. Im Gegenteil kann man solch ganzheitliche und positiv eskapistische Erlebnisse heutzutage gefühlt dringender gebrauchen als je zuvor.
In diesem Sinne lasse ich mir jetzt erst mal ein warmes Bad ein, höre Slowdive von Konserve, tauche langsam ein und lasse das Konzert noch einmal vor meinem geistigen Auge Revue passieren.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
- Shanty
- Star Roving
- Catch The Breeze
- Skin In The Game
- Crazy For You
- Souvlaki Space Station
- Chained To A cloud
- The Slab
- Slowdive
- Kisses
- Alison
- When The Sun Hits
- 40 Days
Zugaben:
- Sugar For the Pill
- Dagger
- Golden Hair (Syd Barrett cover)