Datum: 2. März 2012
Ort: Komplex 457 – Zürich
Bands: Rodrigo y Gabriela and C.U.B.A.
Man stelle sich zwei mexikanische Musiker (Sänger und Gitarristin) vor, die Anfang der Neunziger in ihrer mittelamerikanischen Heimat mit eher mässigem Erfolg in einer Trash-Band umher tingeln. Irgendwann reicht’s den Beiden und mit 1000 Dollar in der Tasche machen sie sich auf nach Europa, ins irische Dublin.
Da die Kohle logischerweise nicht sehr lange reicht, halten sich die zwei als Strassenmusiker über Wasser und da auf der Strasse der der Strom knapp ist, wird von der elektrischen zur akustischen Gitarre gewechselt. Die gespielten Stücke sind anfangs Cover-Version von Metallica, Pink Floyd oder Led Zeppelin, später gesellen sich mehr und mehr eigene Kompositionen dazu. Auf Gesang wird verzichtet, stattdessen verfeinert die zwei ihre Spieltechnik und ersetzen durch gekonntes Trommeln auf die Klangkörper eine komplette Rhythmussektion.
Es wird ein neuer Stil geboren, eine Melange aus Flamenco, Folk und Heavy Metal. Es dauert nicht lange, da erhalten die beiden die Möglichkeit, ihre Musik zu veröffentlichen. Zunächst mit eher bescheidenem Erfolg. 2006 jedoch erscheint ein zweites Album und so ganz nebenbei setzt man sich an die Spitze der irischen Charts.
Was nun folgt ist eine Karriere wie sie im Bilderbuch steht. Die beiden werden im Vorprogramm für Muse gebucht, spielen auf zig Open Airs, steuern Stücke zum Soundtrack von „Fluch der Karibik“ bei und so weiter und so fort. Klingt wie ein Märchen, oder? Es ist die Geschichte von Rodrigo y Gabriela.
Am 02. März waren die Beiden nun zu Gast in Zürich im (wen wundert‘s?) proppevollen Komplex 457. Punkt 20:45 Uhr hieß es Licht aus, Spot an und dieses charmante Duo betrat die Bühne. Mit dabei auf dieser Tour zum ersten Mal eine mittelamerikanische Band namens C.U.B.A..
Was nun folgte waren 100 Minuten personifizierte Spielfreude und Sympathie. Ich bin ja wirklich viel auf Konzerten unterwegs, aber dass zwei Musiker ab dem ersten Ton das Publikum dermassen um den Finger wickeln und mittreissen können war mir neu. Dieses wahnsinnig gekonnte Spiel der beiden sorgte zum einen für permanent offene Münder, zum anderen war es schier unmöglich, bei dieser Musik ruhig zu bleiben. Unglaublich, was man aus einer Klampfe alles rausholen kann.
C.U.B.A. hielt sich die meiste Zeit angenehm im Hintergrund und überließ die Bühne respektvoll den Protagonisten. Jeweils ein Bass-, Schlagzeug- und ein Piano Solo wurde in den Set eingestreut und gönnte R y G auch mal eine Pause. Die beiden feuerten ebenfalls jeweils ein mehrere Minuten langes Solo ab und sorgten so für noch mehr ungläubiges Staunen. Vor allem Gabriela schien teilweise in eine andere Welt gebeamt worden zu sein. Wie in Trance spielte sie in einem Moment leise melancholisch, fast schon mit der Gitarre schmusend, um gleich darauf wie von der Tarantel gestochen, von einem Bühnenende zum andern zu rocken.
Als Bühneneffekt wurde im Hintergrund eine riesige Leinwand hochgezogen, auf die aktuelle Bilder von kleinen Kameras projiziert wurden, welche auf der Bühne verteilt installiert waren. Eine ebenso einfache wie grandiose Idee.
Auf die bekannten Coverversionen von „Orion“ oder „Stairway To Heaven“ wurde verzichtet, was der Show aber nicht im Geringsten schadete. Zu gut sind die neuen und alten Eigenkompositionen. Der Hit „Tamacun“ wurde gespielt und brachte die eh schon euphorisierten Zuschauer gegen Ende des Sets vollends zum ausflippen. Interessant auch, wie sich das teilweise weit angereiste Publikum zusammensetzte. Selten eine so bunt zusammengewürfelte Menschenmenge auf einer Veranstaltung gesehen.
Nach knapp eineinhalb Stunden war regulär Schluss. Die beiden wurden natürlich noch mal tosend für eine Zugabe zurück auf die Bühne geklatscht. Als diese verklungen, verabschiedeten sich Rodrigo und Gabriela gemeinsam mit C.U.B.A. zu den Klängen von AC/DC’s „For Those About To Rock“.
Fazit:
Was für ein Auftritt! Rodrigo y Gabriela lieferten mit C.U.B.A. ein musikalisches Erlebnis der Spitzenklasse ab. Das vergisst man so schnell nicht. Es ist diese grundehrliche, nicht abgehobene Art, die dieses Duo so sympathisch macht. Die dargebotene Leistung ist eh über jeden Zweifel erhaben und weckt in mir den Drang, Gitarre spielen zu lernen. Meine Befürchtung, dass das Phänomen Rodrigo y Gabriela durch die Begleitband zu einer „Buena Vista Social Club“ Kopie verkommen könnten, erwies sich als absoluter Unsinn.
Text + Bilder: Thomas Lang