Datum: 14. Dezember 2014
Ort: X-TRA – Zürich
Bands: Rodrigo y Gabriela / Baum
Früher spielten Rodrigo Sánchez und Gabriela Quintero noch gemeinsam in der Thrash-Metal-Band Tierra Acida. Ohne damit jedoch grosse Erfolge erzielen zu können, zogen sie von ihrer Heimat Mexico nach Irland, um dort weiter an ihrem Sound zu feilen. 2002 veröffentlichten sie ihr eigen produziertes erstes Album „Re-Foc“. Anschliessend folgte das 2004 erschienene Album „Live Manchester And Dublin“. Im Jahr 2005 kam schliesslich der Durchbruch, als sie von Damien Rice entdeckt wurden und seine Tour als Vorband begleiteten.
Internationale Aufmerksamkeit erlangten sie nicht zuletzt durch ihre Coverversionen der Hits „Orion“ von Metallica und „Stairway To Heaven“ von Led Zeppelin. Rodrigo y Gabriela erklommen eine Stufe nach der Anderen auf der Karriereleiter. 2011 wirkten sie sogar gemeinsam mit dem Filmkomponisten und Musikproduzenten Hans Zimmer am Soundtrack von „Pirates Of The Caribbean – Fremde Gezeiten“ mit.
„Metal kombiniert mit Latin-Gitarren – wie bitte?“ Genauso kam es mir vor, als ich das erste Mal von Rodrigo y Gabriela gehört habe. Doch dass sowas möglich ist, bewiesen mir die beiden Vollblutmusiker wirklich zur Genüge am Abend des 14. Dezember 2014 im Zürcher X-TRA. Doch beginnen wir von vorne.
Den Auftakt der Show machen die Schweizer Akustik-Rocker Christoph Baumgartner und Marc Hemantha Hufschmid, bekannt als Baum. Ein simpler Name, in welchem sich schöne akustische Gitarrenmelodien und tiefgründige Texte wiederspiegeln. Eigentlich wirklich schöne und angenehme Musik, mit welcher man sich geradewegs ins Märchenland katapultieren könnte. Für meinen Geschmack allerdings doch etwas eintönig. Da ich nur noch die letzten paar Songs mitbekommen habe, lässt sich dazu leider auch nicht viel mehr sagen. Wer auf zarte und verträumte Musik steht, sollte sich wirklich einmal die Songs der beiden Musiker anhören.
Um 20:15 Uhr fällt der Startschuss für den Hauptact des Abends. Rodrigo y Gabriela betreten die Bühne des mittlerweile rappelvollen X-TRAs, begleitet von einem Intro der Alternative-Metal-Band Tool und unter tosendem Applaus der Zuschauer. Gekonnt hauen sie die schnellen und harten Takte des Songs in die Saiten ihrer A-Gitarren.
Während Rodrigo die Leadgitarre spielt, ist Gabriela Gitarristin und Perkussionistin in einer Person. Dem mit offenen Mündern dastehenden Publikum entgeht nur manchmal ein kurzer Applaus, lieber möchte man sich ganz auf die Darbietung der Musiker konzentrieren. Alle lauschen gespannt und beindruckt. Eine grandiose, gänsehautverursachende Stimmung baut sich auf!
Die Köpfe der Zuschauer nicken zum vorgegebenen Takt und Rod y Gab, wie sich die beiden in Kurzform nennen, liefern eine Performance vom Feinsten ab. Während Gabriela manchmal beinahe zärtlich über die Saiten streicht um gleich anschliessend danach wie wild umher zu hüpfen, klimpert Rodrigo mit schnellen Fingern die rhythmischen Flamenco und Salsa Melodien. Trotz des einzig instrumentalen akustischen Gitarren-Sound, kommt nie Langeweile auf. Durch die taktsicheren Schläge von Gabrielas Hand auf den Resonanzkörper der Gitarre gibt es einem das Gefühl, dass hinter den Beiden entweder gleich ein ganzes Orchester spielt oder die Gitarren von acht Händen gleichzeitig bearbeitet werden.
Dass die beiden Musiker auch gut mit ihrem Publikum kommunizieren können, stellten sie im Verlaufe des Abends mehrfach unter Beweis. Zwischenzeitlich nehmen sich Rod y Gab die Zeit für einige Plaudereien mit dem Publikum. Beispielsweise erklären sie, dass dieses Konzert, sprich die ganze Tour, etwas anders abläuft, wie dies normalerweise geschieht. Die Setlist ist nur als „Ideen-Ankurbler“ gedacht, falls die Zuschauer oder sie selbst einmal nicht wissen sollten, welchen Song sie als nächstes spielen werden. Kurzerhand lässt Rodrigo mit leicht lateinamerikanischem Akzent verlauten: „This is your show so we are going to play whatever the f*** you want to hear!”. Das Publikum applaudiert begeistert und antwortet mit einzelnen, teils unverständlichen Songwünschen auf die Aussage Rodrigos.
Auch die anwesenden Metalfans kommen auf ihre Kosten. Rodrigo Sánchez stellt sich allein auf die Bühne und beginnt die bekannte Melodie vom Led Zeppelin-Klassier „Stairway To Heaven“ auf seiner Gitarre zu zupfen. Dass dies eine gute Entscheidung war beweist der ohrenbetäubende Jubel des Publikums. Später gesellt sich auch Gabriela dazu und die beiden verwandeln den Song in ein richtiges Kunstwerk. Spätestens dann, als das Duo den Metallica-Hit „Orion“ anstimmt, sind die Zuschauer kaum mehr zu halten. Eifrig wird mitgeklatscht und man versucht die Gitarrenkünstler so gut es geht zu unterstützen. Rodrigo y Gabriela bringen ihre 6-Saiter zum glühen! Einfach unglaublich, was sich alles aus zwei blossen A-Gitarren herausholen lässt. Ich bin begeistert!
Durch den Gastauftritt des Free-Jazz-Pianisten Alex Wilson wird dem Auftritt noch mehr Würze verliehen. Flamenco vermischt sich mit Jazz – eine unglaubliche und ungewohnte Mischung! Alex Wilson beweist, dass er sein Instrument mindestens so gut beherrscht wie seine mexikanischen Freunde ihre Gitarren. Rodrigo legt schliesslich sogar ein Gesangsauftritt hin und versucht sich dabei an einem Song der 70er. Damit zeigt er eindrücklich, dass er trotz Erkältung auch ein Talent zum singen aufweist. Gabriela merkt an, dass die Bühne irgendwie zu leer ausschaut und kurz darauf gesellen sich mehr und mehr begeisterte Fans zu ihr und Rodrigo auf die Bühne. Sogar die Zeit für „Selfies“ nehmen sie sich.
Den Abschluss des Konzertabends bereitet der Hit „Tamacun“ und bringt die Zuschauer nochmals vollends zum ausflippen. Nach gut 90 Minuten Flamenco-Gitarren-Power verlassen Rodrigo y Gabriela unter gebührendem Schlussapplaus und lauten Beifalls-Pfiffen die Bühne.
Mein Fazit: Ein Konzertabend der Spitzenklasse! Jeder der die Chance hat, Rodrigo y Gabriela einmal live zu sehen, sollte sich diese nicht entgehen lassen. Diese beiden Vollblutmusiker bescheren mit ihrem Temperament, der charmanten Ausstrahlung und dem einmaligen Gitarrenspiel jedem Besucher ein unvergessliches Konzert-Highlight!
Text: Andrea Germann