Datum: 13. November 2015
Ort: KiFF – Aarau
Bands: Rangleklods / Octanone
Erlebt die elektronische Musik etwa einen Wandel der äusseren Form, wie es auch beim Metal gab? Solche Gedanken konnten einem am Freitagabend im KiFF in Aarau aufkommen, zeigten doch vor allem die männlichen Musiker ihre langen Haare, die weibliche Seite trug kurz. Aber warum sollte man sich mit solchen Äusserlichkeiten aufhalten, wenn die Musik viele Anwesenden dazu brachte, die Konzerte mit geschlossenen Augen zu geniessen?
Rangleklods, das extrem sympathische Duo aus Dänemark, wusste mich schon mehrmals an Konzerten zu begeistern. Tanzfüsse und Wackelbeine mit eingepackt, wollte ich mir diese Feier auch im KiFF nicht entgehen lassen. Zwischen Nebelschwaden und spärlicher Beleuchtung vom hinteren Bereich der Bühne bewegten sich Esben Nørskov Andersen und Pernille Smith-Sivertsen zwischen Drehknöpfchen, Mikrofonständer und Bühnenrand umher.
Meist gebeugt und den Beats ausweichend, singend und den Blick der Zuschauer suchend. Gerade Esben bezirzte ein weiteres Mal mit seiner tiefen Stimme und wagte sich bei jedem Lied zur ersten Reihe. Da ich mir einen Platz zuvorderst ergattern konnte, fühlte sich der Auftritt sehr intim an.
Wunderbar und ergreifend war auch die klangliche und emotionale Wucht. Rangleklods übertragen in ihren Lieder Gefühle und Gedanken durch Technobeats, Synthflächen und groovende Takte. Und obwohl die Lieder von dem Zweitling „Straitjacket“ nun auch bekannter und eingängiger aus den Lautsprechern flossen, an Reiz verlor nichts. Es erschlossen sich umso mehr die Zusammenhänge zwischen den älteren wie „Cough“ und neueren Stücken wie „Schoolgirls“, ich glaubte sogar zwei bisher unbekannte Werke zu hören.
Da war es umso merkwürdiger, dass die Menschen im Publikum sehr zurückhaltend agierten. Sicherlich liegt dies an der aktuellen Hipster-Szene, welche sich nicht durch laute Begeisterung auszeichnet. Aber auch Rangleklods zeigte sich etwas verschlossen. Nebst wenigen Danksagungen waren die beiden Klangtüftler eher still. Aber man tanzt ja auch zu dem Beat, und nicht zu den Reden.
Das gleiche Schicksal ereilte auch Octanone, der mit seiner schlaksigen Statur und langen Haaren an Steven Wilson erinnerte. Obwohl der Künstler Lucien Montandon seine 80er Breitseite mit schweizerdeutschen Texten ausschmückte, befanden sich eher wenig Menschen im Saal.
Egal, denn was Octanone mit Hilfe von Loops und live eingespielten Patterns ablieferte, machte total Spass. Mit dem phrasierten Text und vielen Repetitionen ergab sich eine Stimmung, die oft an die Berner Jeans For Jesus erinnerte. Der gute Herr befindet sich somit in bester Gesellschaft und bringt frischen Wind in die Schweizer Elektroszene. Gerne mehr davon.
Text: Michael Bohli