8. Oktober 2013
Arena – Genève
Bands: Peter Gabriel / Abrahamson/Olsson
Es gibt Menschen, die sind aus dem Musikbusiness einfach nicht mehr wegzudenken, so gross war ihr Einfluss auf das Musikgeschehen. Fast bereits ein halbes Jahrhundert beschenkt uns ein Peter Gabriel mit seiner Musik und zu Recht gilt er als einer der herausragendsten Musiker unserer Zeit. Sei es mit Genesis (1967 bis 1975), als Solo-Künstler oder Initiator vieler anderer Projekte – Peter Gabriel war immer schon ein Garant für hochqualitative Musik und erinnerungswürdige Shows.
Es muss ein tolles Gefühl sein, von einem Mega-Star wie Peter Gabriel persönlich angekündigt zu werden. Dieser bemühte sich die Ansage auf Französisch zu machen und bat die zwei Künstlerinnen, Jennie Abrahamson und Linnea Olsson, auf die Bühne. Eine spannende Kombination von Piano, Cello, synthetischen Percussions und ihre Stimmen, machten den kurzen Auftritt der beiden zu einem interessanten, wenn auch gleich ruhigen Erlebnis.
Überaus sympathisch die Geste von Peter Gabriel, seinen beiden Backgroundsängerinnen die Bühne für ihre eigene kleine Show zu überlassen. Nach vier Songs war dann das Vorprogramm zu Ende, das Licht ging an und der kleine Umbau wurde eingeläutet. Also viel gab es ja nicht umzubauen, da die zwei Musikerinnen wenig Equipment verwendeten und das meiste eh Bestandteil des Headliners war.
Die Stimmung im Publikum war gelassen und man merkte gut, dass die meisten Anwesenden jenseits der 40 waren. Dennoch wurde es vor der Bühne zunehmend eng und bald darauf erschien Peter Gabriel erneut auf der Bühne. Schon bei der Growing Up-Tour 2003, begann das Konzert in Zürich eher untypisch, als Gabriel alleine die Bühne betrat und „Here Comes The Flood“ zum Besten gab. Und auch dieses Mal in Genf, 10 Jahre später, präsentierte sich der Meister unter den Künstlern alleine, setzte sich an das Klavier und erklärte dem Publikum, dass das Konzert in drei Teilen aufgebaut sei: Einem Akustik-Set, einem Electric-Teil und zuletzt dem „So“-Teil.
Zusammen mit seinem langjährigen Bassisten Tony Levin begann das Konzert verhältnismässig unspektakulär mit „Obut“, und dies sogar bei eingeschalteter Saalbeleuchtung. Und so wunderten sich wohl Viele, dass die Beleuchtung auch beim zweiten Song „Come Talk To Me“ an blieb. Inzwischen wurde auch der Rest der Band auf die Bühne gebeten – David Rhodes (Gitarre), David Sancious (Keyboard) und Manu Katché (Schlagzeug), wie auch die erwähnten Sängerinnen. Noch immer erstrahlte die Halle im Deckenlicht und so manch einer fragte sich, ob der Beleuchtungs-Typ der Arena seinen Job nicht verstanden hat. Er verstand sehr wohl, denn als mit Song Nr. 4 der Akustik-Teil endete, ging mit einem Schlag die Hallenbeleuchtung aus und die Bühne wurde in gleissendes Licht gebadet und somit „Digging In The Dirt“ eingeläutet.
Gefolgt von „Secret World“, stieg die Stimmung schnell an. Mit „Solsbury Hill“ und „Why Don‘t You Show Yourself“ ging der zweite Teil zu Ende und mit „Red Rain“ begann „So“, der Hauptteil der Darbietung, in blutrotem Scheinwerferlicht getaucht und projiziertem roten Regen auf der grossen Leinwand im Bühnenhintergrund.
Das Album „So“, in kompletter Länge und in der Originalbesetzung von 1987 gespielt, war der eigentliche Aufhänger der Show und eine Spezialität zugleich. Man sah es den Protagonisten an, dass sie nicht mehr so taufrisch sind, Peter Gabriel zählt inzwischen auch schon 63 Lenze, und irgendwie spürte man es auch, denn auf der Bühne ging es mehrheitlich ruhig zu und her. Zwar wurde an der Licht- und Video-Show nicht gespart und auch wenn die Video-Projektionen durchaus spannend und abwechslungsreich waren, blieb das grosse Ah und Oh irgendwie aus.
„Don‘t Give Up“ war zweifelsohne ein weiterer Höhepunkt des Konzertes und das Duett wurde mit Background-Sängerin Jennie Abrahamson vorgetragen, die zwar gesanglich eine tadellose Leistung brachte, deren Stimmlage aber für den Song schlichtweg zu hoch und zu grell war. Eine Kate Bush auf der Bühne zu sehen, wäre das Sahnehäubchen schlechthin gewesen, aber auch ohne sie gab es nach sechs Songs eine Zugabe, von zwei weiteren Liedern, als Dessert.
Fazit: Die Seniorität Peter Gabriel zeigte eine einwandfreie gesangliche Leistung und der Sound war wie gewohnt exzellent und dennoch muss ich als langjähriger Fan gestehen, dass dieses Konzert auf meiner Bewertungsskala nur im vorderen Mittelfeld zu liegen kommt. Nicht dass die Darbietung auf der Bühne an sich schlecht gewesen ist – Nein, das war sie sicher nicht, aber das erhoffte Erlebnis, ein weiteres Gabriel Konzert zu sehen, das sich für immer in mein Erinnerungsvermögen einbrennt, blieb leider aus.
Setlist:
Accoustic
1. OBUT
2. Come Talk to Me
3. Shock the Monkey
4. Family Snapshot
Electric
5. Digging in the Dirt
6. Secret World
7. The Family and the Fishing Net
8. No Self Control
9. Solsbury Hill
10. Why Don‘t You Show Yourself
So
11. Red Rain
12. Sledgehammer
13. Don‘t Give Up
14. That Voice Again
15. Mercy Street
16. Big Time
17. We Do What We‘re Told (Milgram‘s 37)
18. This Is the Picture (Excellent Birds)
19. In Your Eyes
20. The Tower That Ate People
21. Biko
[Quelle: setlist.fm]
Text: Daniel Baratte
Bilder: Liane Paasila