10. April 2016
Kaserne – Basel
Bands: Patrick Wolf / Calpernia
Ein Abend, zwei Geschichtenerzähler. Angefangen mit Calpernia Addams, die während ihres kurzen Konzerts über ihr Leben spricht – ein Leben wie ein übertriebener Hollywoodfilm. Und tatsächlich wurde ihre Geschichte 2003 als „Soldier’s Girl“ verfilmt: ihre Vergangenheit als Sanitäter in einer Kampfeinheit im Golfkrieg; ihr Outing als transgender Frau; und die Beziehung zu einem Soldaten, die mit seinem Mord endete. Ein Nachlesen ihrer Biografie und ihres Einsatzes für die Rechte der Transgender Community lohnt sich – dramatischer könnte ein Leben kaum sein.
Calpernias Musik ist hingegen alles andere als dramatisch. Sie sitzt mit einer kleinen Harfe auf einem Stuhl und singt Folksongs über Liebe und Leben. Schon in jungen Jahren hatte sie Bluegrass und Gospel gespielt, und dieser Hintergrund klingt immer noch in ihren Liedern an. Zu Beginn ihres Konzerts ist sie sehr nervös: „I should never do this sober“, meint sie und entwaffnet damit gleich das ganze Publikum. Dieses begegnet ihr wiederum mit einer solchen Herzlichkeit, dass sie gegen Schluss befreit wirkt. Ein filigraner Auftritt einer starken Persönlichkeit.
Patrick Wolf, ebenfalls Geschichtenerzähler, ebenfalls wegen Homophobie mit Gewalt und Diskriminierung konfrontiert. Seinen Ärger und seine Depression verarbeitet Wolf in seinen Songs, sei dies mittels Geige in „The Bachelor“, Klavier in „Theseus“ oder Gitarre in „Watcher In The Woods“. Der Multiinstrumentalist singt aber auch über Liebe („Get Lost“, „Augustine“) und Famile („Blackdown“).
„Blackdown“ beginnt als Solo am Klavier und steigert sich mit Schlagzeug und Bass zum Höhepunkt; eine musikalische Strategie, die Wolf auch in „Theseus“ verfolgt. Der Funke springt komplett, wenn Wolf den Regler aufdreht und sängerisch völlig in „Tristan“ aufgeht, in „Get Lost“ seine Elvis-Seite zeigt und mit „House“ die 80er Jahre aufleben lässt.
Für mich ist das an diesem Abend spannender als die Songs, die sich ausschliesslich in ruhigen Sphären bewegen. Als Electro-Fan hätte ich mir mehr von Wolfs synthetischen Klänge gewünscht – und mehr Druck mit Songs wie „Vulture“ – aber seine aktuelle „Wildsound Tour“ fokussiert auf Anderes.
Patrick Wolf ist ist ein nicht alltäglicher Musiker, der mit Bassist Drew Campbell und Schlagzeuger Max Lauder ein starkes Gespann gefunden hat, um seine Musik ins Publikum zu transportieren. Ein kleiner aber feiner Start in die Tour; ein ruhiger Ausklang des Wochenendes.
Setlist [Quelle: Bühnensetliste]
- The Bachelor
- Augustine
- Godrevy Point
- Watcher In The Woods
- Tristan
- Blackdown
- Theseus
- House
- Thickets
- The Railway House
- The Golden Gate
- Get Lost
- Wake the Wildsound
- The Magic Position
Text + Bilder: Anna Wirz