24. Oktober 2016
Salzhaus – Winterthur
Bands: New Model Army / Neo Noire
Spätestens wenn man direkt in Justin Sullivans Augen schaut und die Intensität und Absichten spürt, dann weiss man: Dieser Konzertabend ist nicht wie jeder andere – New Model Army sind aber auch keine Band wie eine zweite. Somit war es endlich wieder nötig und schön zu erleben, dass die Koryphäe aus England für drei Auftritte in die Schweiz zurückkehrte. Mit im Gepäck das neuste Album „Winter“ und nebst ihren unglaublich mitreissenden Songs auch einige Überraschungen. Winterthur mag eine längere Anreise entfernt sein, für solche Stunden lohnt sich aber jede Strapaze.
Der Abend im Salzhaus begann mit frischem Wind, denn die Existenz von Neo Noire aus Basel lässt sich noch fast in Stunden beschreiben. Nach vielen Begegnungen und Konzerten gründeten die bekannten Gesichter Fredy Rotter und Thomas Baumgartner mit Franky Kalwies und David Burger eine neue Truppe. Und deren Musik klingt nicht nur nach viel Erfahrung, sondern hat mächtig Druck. Sie spielten haareschwingend lange Rock-Stücke mit Stoner-Elementen und tollen Breaks. Rotters hohe Stimme gab den passenden Kontrast zum lauten Klang, sogar der Grossvater Blues durfte mitschwingen.
Erdiger und direkter präsentierten sich New Model Army. Auch über 35 Jahre nach der Gründung steht die Band immer noch wie ein Monolith in der Landschaft und weiss mit ihrer intelligenten Musik für Entzückung zu sorgen. Egal ob man die Musiker seit Jahrzehnten auf ihrem Weg begleitet oder als kompletter Novize in Winterthur landete, der Auftritt machte aus Unbekannten beste Freunde und aus Unwissenden begeisterte Anhänger. Lieder wie „51st State“ oder „Angry Planet“ erklangen voller Emotionen und Protest, das Publikum gab sich der Gruppe hin und von der ersten Sekunde an tobte ein Pogo-Kreis im Salzhaus. Diese ansteckende Stimmung sorgte auch auf der Bühne für Freude – trotz der störenden Pfeiler, welche die Musiker voneinander trennten.
Doch Profis wie New Model Army liessen sich davon nicht stören und warfen mit Violinistin Shir-Ran Yinon einen wunderbaren Gast in die Meute. Ihre Melodien trafen sich mit Gitarre und Keyboard, die Perkussion unterstütze die saftigen Trommeleien und vermengte alles mit einem Überraschungselement. Die ureigene Musik der Gruppe blieb während jeder Sekunde aufregend und perfekt dargeboten, „Winter“ hielt auf beste Art und Weise Einzug. Mitsingen, mittanzen, mitdenken. Solange es Bands gibt, die sozialen Anspruch und wilden Post-Punk Wave so mächtig verbinden, ist unsere Welt doch nicht ganz verloren.
Setlist [Quelle: setlist.fm]
1. Burn the Castle
2. White Light
3. Winter
4. Part The Waters
5. Eyes Get Used To The Darkness
6. Fate
7. Devil
8. Angry Planet
9. Drifts
10. Born Feral
11. Die Trying
12. Autumn
13. Stormclouds
14. White Coats
15. 51st State
16. Wonderful Way To Go
Zugabe
17. Echo November
19. High
20. Between Dog and Wolf
21. Vagabonds
Text: Michael Bohli