24. März 2017
Z7 – Pratteln
Bands: The Neal Morse Band
Die alte Leier, wie immer bei dieser Band? Was sich schon seit längerem als kleiner Witz in der Ecke des Progressive Rock eingeschlichen hat, stellt sich auch immer wieder als Fünkchen Wahrheit heraus. Aber trotzdem, der Auftritt von The Neal Morse Band im Z7 in Pratteln war anders, in gewisser Weise. Der amerikanische Meister der melodischen und komplexen Kompositionen sagte dieses Mal nämlich Ja zur kompletten Darbietung seines neusten Albums und Nein zu einer Vorband. Aber wer braucht schon einen Support, wenn die Herren der Schöpfung über zwei Stunden spielen?
Etwas schade war natürlich der Umstand, dass man nebst allen Songs von „The Similitude Of A Dream“ auf alle Hits des gewaltigen Katalogs verzichten musste. Hier gab es keine Ausflüge in das Auge des Wirbelsturms, hier wuchs keinem Vulkanier ein Bart – hier führte Frontmann Morse seine treuen Gefährten durch neue Kracher wie „City Of Destruction“, „Draw The Line“ oder Hymnen wie „Slave To Your Mind“. Und wie immer gab es rasante Taktwechsel, kitschige Keyboardmelodien, mehrstimmigen Gesang und einen gewissen Mike Portnoy am Schlagzeug. Doch ausnahmsweise waren die Musiker eher zurückhaltend mit Ansagen.
Die Darbietung der gesamten Platte bot nicht viele Gelegenheiten, um das Publikum anzuheizen oder witzige Anekdoten zu erzählen. Viel mehr tauchte The Neal Morse Band tief in die Musik ein und lud die Besucher auf eine lange Reise ein. Es war wunderbar zu sehen, wie Eric Gillette viele Stellen an sich riss, wie Randy George seinen Bass liebevoll spielte und Bill Hubauer immer wieder für tolle Harmonien sorgte. Musikalisch auf hohem Niveau gab es somit viel neues Material zu verarbeiten, dafür etwas weniger Kapriolen.
Mit „Agenda“ und „The Call“ als Zugabe fühlte man sich wieder auf bekanntem Boden und wurde glücklich in die Nacht entlassen. Schön zu sehen, dass Neal Morse mit seinem Output immer noch gewisse Variationen aufgreift und auch live somit wohl nie langweilig werden wird. Und in Zukunft vielleicht auch etwas düsterer – oder habe ich die Untermalung der Intermission mit „Laura Palmer’s Theme“ von „Twin Peaks“ etwa falsch gedeutet?
Text: Michael Bohli