Kaserne – Basel
Donnerstag, 11. November 2021
Text: Eliane Hofstetter
Donnerstagabend, Kaserne Basel. Es war schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal hier war (insert Nebenbemerkung zur Coronapause hier). Ich hatte vergessen, wie gemütlich das Foyer vom Rossstall eigentlich ist und generell es weiterhin ungewohnt ist, mit so vielen Menschen in einem Raum zu sein. Mit etwas Verspätung startete die Vorband AMIXS. Also wie amigs, hie und da, manchmal, jeweils. AMIXS machen Musik, die sich ungefähr als 80ies-Synthie-Schlager, oder laut der Band selbst als «psychedelic Disco Wave» mit ironischen bis melancholischen Texten bezeichnen lässt. Untermalt wurde der Auftritt von Visuals auf einer gewölbten Leinwand, was dem Ganzen ein bisschen 3D-iMAX-Kinofeeling gab. Zitat meiner Begleitung: Der Sänger Simon wirkt wie ein Onkel an der Familienfeier in cool.
Die drei Musiker hatten sichtlich Spass und gaben sich Mühe, das Publikum mitzuziehen, was anfangs nicht so ganz gelang. Die 80er-Sounds, der Saxophonpart und die Gastsängerin, die ab der Mitte des Sets die Band unterstütze, vermochten doch die Leute vor der Bühne aufzutauen. Bei dem Balkan-Schlagersound wars auch schwer, stillzustehen. Der letzte Song ihres Sets hiess «alli mached mit», und die Menschen machten mit.
Nach einer Umbaupause gings los mit Jeans for Jesus. Weisse Leinwand, weisse Mikrofonständer, futuristisches Drumset, die neuerdings fünf Bandmitglieder kamen ganz in schwarz und weiss gekleidet auf die Bühne und waren von der ersten Sekunde an präsent.
Dieser Band beim Spielen zuzusehen ist jedes Mal ein Riesenspass, ganz besonders Fan bin ich vom Schlagzeuger Marcel, der nicht nur beim Spielen sehr viel Einsatz gibt, sondern auch immer die Lyrics mitsingt, zwischendurch Bass spielt und auf die Millisekunde genau die Einsätze kennt. Dass sie ihr berühmtestes Lied «Estavayeah» bereits als zweiten Song des Sets spielen, spricht zusätzlich für sie und ihr Gespür fürs Publikum. Jetzt sind auch die, die sich vorher noch nicht überzeugen liessen voll dabei und geben sich der Popshow der Extraklasse hin.
Eine reduzierte Lichtshow, einzelne aufblinkende Worte: boom, Money, Superstar, Love, alles in Regenbogenfarben getaucht. Viele Songs, auch «Estavayeah» wurden stellenweise als Remix gespielt, andere Songs nur teilweise. Von Berndeutsch zu Französisch, Englisch zu Hochdeutsch, Sprachen und Songs fliessen ineinander, das Publikum tanzt und schüttelt was geht, die Sorgen der Woche vergessen. Ob man die Songs kennt oder nicht, ist im Moment völlig egal.
Neu ist die erst 20-jährige Leila Surkovic Teil der Band, die mehr als eine gute Ergänzung ist. Nebst Sänger Mike und Demian singt auch sie – und wie. Zwei Songs hat sie bis jetzt veröffentlicht, «Gun to my Head») und ein unveröffentlichter integriert sie ins Set und liess die Musiker gesanglich fast alt aussehen. Die instrumentell reduzierten Songs waren ein schöner Kontrast zu den schnellen, synthieschwangeren Stücken von Jeans For Jesus. Von Leila wird man bestimmt bald mehr hören – auch dank der Band, die ihr wortwörtlich die Bühne boten, die sie braucht.
In einer der wenigen Spielpausen erwähnt die Band ihre eigentlich schwierige Beziehung zu Basel – alle Konzerte, die sie bisher hier hatten, seien irgendwie schiefgelaufen. Mit diesem Auftritt hat sich Basel und die Kaserne wohl endgültig davon befreien können. Der letzte Song hätte nicht besser gewählt werden können «wosch nochli bliebe» – ja, bitte bleibt noch! Aber es ist schon spät, das Saallicht geht an, das Konzert ist zu Ende und für uns Zeit, zu gehen. Bis zum nächsten Mal, im «2000& irgendwo».