21. November 2017
Papiersaal – Zürich
Bands: Jane Weaver / Valentin Kugler (Me, Valentin & You)
Das Konzert von Jane Weaver am vergangenen Dienstag im Papiersaal war, wie zu erahnen war, musikalisch nicht ganz einfach einzuordnen. Was war es denn nun? Psych-Folk, Pop, Krautrock, Electro, Punk oder doch Shoegaze? Oder doch ein wenig von allem? Wobei: Ist es denn von Relevanz?
Während zwar immer wieder sanfte Synth-Klänge zum mehrheitlich folkigen Auftakt des Gigs einflossen, blieb das Konzert sehr ruhig, wenn auch gitarren- und drumlastig. Roh und basic. Immer mehr tauchten jedoch wunderbar kaputte Wiederholungen, dissonante Perkussionen und harmonisch ausufernde Parts aus den von verletzlichem Puls getriebenen Strukturen auf. Und plötzlich ein Gedanke: Waren da nicht noch die stampfenden Beats, die hart elektronisch angehauchten Songs wie „H>A>K“, „The Architect“ oder der Titelsong ihres aktuellen Tonträgers „Modern Kosmology“? Sie kamen, kaum war der Gedanke fertig gesponnen, angefangen mit „I Need A Connection“.
Genau zu diesem Zeitpunkt wäre es schön gewesen, wenn sich einige Zuschauer mehr im Papiersaal eingefunden hätten, denn spätestens jetzt wäre der Moment gekommen, um mitzuwippen und sich zu bewegen. Andererseits verlieh die fast schon andächtige Stimmung dem Konzert genau die gewisse Intimität, die vielleicht auch notwendig war, um Jane Weavers Sound der Einsamkeit, der jedoch kein Sound der Stille ist, zu erleben.
Man hätte sich vielleicht mehr Ausbrüche gewünscht, ein wenig mehr derjenigen Momente wie sie auf der aktuellen Platte von Jane Weaver vorkommen, die einen nicht stillsitzen lassen. Es ist schade, dass das Management aus Geldgründen nicht die ganze Band auf Tour gehen liess, sondern nur Jane Weaver, einen Gitarristen und einen Schlagzeuger, der ständiges Mitglied ihrer Band ist. Die Backtracks waren perfekt und passten ausgezeichnet in das Gesamtwerk. Der Drummer spielte wie eine Maschine dem Klick folgend, aber eben: Die Ausbrüche, die Dynamik, die Improvisation und Interaktion zwischen den Musikern – das, was das Ganze lebendig macht – das kam irgendwie zu kurz. Eigentlich sehr schade, denn das hätte Jane Weaver und die Band enorm darin unterstützt, ihrem grossartigen aktuellen Album gerecht zu werden.
Me, Valentin & You, normalerweise als Band unterwegs, wurde durch den Gründer Valentin Kugler solo vertreten. Die grossartige und voluminöse Stimme, zeitweise gepaart mit akustischer, aber doch mehrheitlich elektrischer Gitarre. Voller Riffs und vor allem Harmonien, welche die Zeit ein wenig in die Neunziger- und Nullerjahre zurückdrehten. Songs wie „Heartbeat“ waren sehr einfühlsam und vor allem intim – wie auch viele andere Momente dieses Konzertes. Wie Valentin sagte: «Schön, vor so zuhörenden Leuten spielen zu können!». Danke gleichfalls, es war schön dir zuhören zu können!
Text: Mischa Castiglioni