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Linkin Park + Cypress Hill + Health + Refused
Rue du Champ Louet – Clisson
Sonntag, 22. Juni 2025
Text: Adrian Portmann
Der letzte Abend der 18. Ausgabe des Hellfest endete mit einem regelrechten Geknall: Nach einem starken Tagesprogramm mit unter anderem Refused, Health und Cypress Hill setzte der Auftritt von Linkin Park den Schlusspunkt, gefolgt von einem spektakulären Feuerwerk über dem Festival-Gelände. Ein würdiges Ende für das grossartig organisierte Event. Doch zurück zum Anfang.
In den letzten Tagen eher selten, stand am spätern Sonntag-Nachmittag auf der Mainstage wieder einmal Hardcore-Punk auf dem Programm. Niemand anderes als Refused, die aktuell auf ihrer Abschiedstournee sind, gaben sich die Ehre und sorgten für viel Energie. Politisch engagiert wie eh und je zeigten die Schweden grosse Anteilnahme am Leid in Palästina. «We discovered politics through music», erzählte Sänger Dennis Lyxzén, der zwischen den Songs berührende politische Reden hielt. Gegen Ende durfte dann ein Werk auf keinen Fall fehlen, der Klassiker «New Noise».
Kurz darauf spielte Health auf der Valley Stage, welche Elektro- und Industrial-Klänge mit Noise-Rock vereinten. Der daraus resultierende Sound hatte eine aufrührerische Art und die Crowd war stetig in Bewegung. Das Gleiche galt auch beim späteren Act auf der Mainstage, der im Vorfeld in Foren für Diskussionen sorgte: Cypress Hill. Spätestens seit einzelne Mitglieder bei Projekten wie Prophets Of Rage oder Powerflo mitwirken, ist ihre Zuneigung zu härterem Sound ganz klar. Cypress Hill zeigten, dass sie sich auch auf einem Rock-/Metal-Festival absolut wohlfühlen. Sen Dog und B-Real wechselten sich gekonnt ab und überzeugten sowohl mit Partyhits wie «Jump Around» als auch mit Rockklassikern wie «Bombtrack». Drums- und Scratching-Einlagen rundeten die Show zusätzlich perfekt ab.
Es folgte das letzte Konzert des Tages, welches beinahe nicht stattgefunden hätte. Nur zwei Tage zuvor war der Auftritt in Bern aus gesundheitlichen Gründen abgesagt worden. So war unsere Freude gross, als am frühen Vormittag der Soundcheck über das Campinggelände hallte. Am Abend war es dann so weit: Zu den sanften Klängen von «Castle Of Glass» betraten Linkin Park die Bühne und nahmen uns mit auf eine Reise durch die Zeit. Von uralten bis zu neueren Songs war alles dabei, mal laut und wuchtig, mal emotional und ruhig. Die Setlist war ausgewogen und am Ende hatte man keinesfalls das Gefühl, dass noch wichtige Songs fehlen würden.
Wie bereits in vorangegangenen Konzerten in diesem Jahr wurden manche Songs neu interpretiert, so auch der Song «Lost», bei dem Emily Armstrong mit voller Intensität berührte. Zu Beginn noch etwas zurückhaltend, zeigte die Sängerin im Verlauf der Show, wie kontrolliert sie ihre Stimme einzusetzen weiss. Besonders bei Songs wie «Heavy Is The Crown», «Faint» oder «Waiting For The End» wurde klar, was stimmlich in ihr steckt. In manchen Momenten hielt sie sich aber auch bewusst zurück und streckte das Mikrofon dem feiernden Publikum entgegen, welches textsicher und voller Nostalgie mitsang. Mike Shinoda, der jeweils zwischen den Songs mit dem Publikum kommunizierte, lieferte seine Parts ebenfalls perfekt ab. Besonders der Song «Bleed It Out», welcher die Show zum finalen Endpunkt brachte, hatte es mit seinen perfekt dargebotenen Rapparts in sich. Natürlich darf aber auch der instrumentale Teil der Band nicht vergessen werden, der auf höchster Qualität abgeliefert wurde.
Auch an Visuellem wurde bei der Show nicht gespart. Zwei grosse Würfel hingen über der Bühne, gespickt mit unzähligen Scheinwerfern, die die Bühne auf unterschiedlichste Weise erstrahlen liessen. Zudem liefen auf allen LED-Wänden der beiden Mainstages immer wieder beeindruckende Visuals, perfekt auf jeden Song abgestimmt. Ein persönliches Highlight war «Burn It Down». Hier wirkte es, als würde eine Welle aus Sand oder Wasser die Bühne fluten.
Noch immer gibt es Kritik an der neuen Zusammensetzung von Linkin Park. Die Hellfest-Besucher zeigten sich jedoch sichtlich begeistert von der gebotenen Performance. Gegen Ende der Show war der Jubel riesig und die Band winkte mit herzlichem, breiten Grinsen dem Publikum zu, bevor sie allmählich die Bühne verliess.
Ganz aufgeregt wurde über das vergangene Spektakel diskutiert und kurz darauf kamen wir in Genuss des legendären Abschlussfeuerwerks, das zu Klassikern wie «Thunderstruck» das Festivalgelände erhellte. Zurück auf dem Campingplatz, lief auch an diesem Abend eine Hellfest-Tradition auf Hochtouren: das «Brutal Caddie». Zwei Teams treten dabei jeweils gegeneinander an, eine Person schiebt einen Einkaufswagen, die andere sitzt darin und versucht, den gegnerischen Fahrer herauszuzerren. Wer zuerst den Boden berührt, verliert. Ein bärtiger Schiedsrichter im Schottenrock sorgt dabei mit viel Herzblut für Ordnung. Der wilde, aber tolerierte Wettkampf wird von Hellfest-Mitarbeitern überwacht und zog über die vier Tage jeweils viele Schaulustige an. Auch Schweizer Teilnehmende mischten mit, wobei ein Team es sogar schaffte, den Pokal bzw. die Brutal Caddie Münze mit sieben nacheinander folgenden Siegen zu erringen.
Das Festival ist vorbei und einmal mehr bleibt nur noch zu sagen: Hellfest, du warst wieder einmal grossartig. Merci beaucoup!
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