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Muse + The HU + The Real McKenzies + Royal Republic + Dirty Sound Magnet
Rue du Champ Louet – Clisson
Freitag, 20. Juni 2025
Text: Adrian Portmann
Es wird gefestet, getrunken, manchmal auch ein wenig zu viel und trotzdem herrscht eine rücksichtvolle Atmosphäre. Die Leute haben einfach eine gute Zeit miteinander, feiern die Musik und sehr selten sieht man Streitigkeiten», teilte mir die 59-jährige Sabine aus Tiffauges mit. Seit 12 Jahren besuche sie bereits das Festival und geniesse die angenehme Gesellschaft an diesem Riesenevent. Dass stetig aufeinander geachtet wird, zeigte auch die energiereiche The Real McKenzies Show, welche an diesem Tag stattfand.
Ausgerüstet mit einem leckeren Mittagessen in Form eines Eintopfs startete für mich der zweite Tag mit Dirty Sound Magnet, die für uns ein knackiges 40-Minuten-Set im Gepäck hatten. Das Set begann mit den rasanten Werken der Band und so wurden immer mehr Besucher vom Psycholdelic-Rock Sound der Fribourger Band angezogen. Virtuose Rhythmen zum Tanzen, verspielte Soli, feines Essen inklusive essbarem Bisquit-Besteck und Sonnenschein zur gleichen Zeit – was will man mehr? Ein persönliches Highlight war der abwechslungsreiche Song «Body In Mind», bei dem im Zwischenspiel Sänger/Gitarrist Stavros Dzodzos auf amüsante Weise mit uns meditierte. Einige Zeit nach dieser Performance hatte ich die Ehre, mit dem Trio ein wundervolles halbstündiges Interview zu führen. Trotz saunaähnlicher Temperaturen diskutierten wir über Themen wie ihre aktuelle Tour, ihre Träume und natürlich das neue Album, welches im nächsten Jahr erscheinen soll!
Es folgten Royal Republic, die mit ihren sicherlich nicht allzu optimalen schwarzen Lederoutfits die Mainstage bespielten. Die Schweden feierten ihr Hellfest-Debüt und konnten mit originellen Einfällen überzeugen. Da war zum Beispiel ein rockiges Cover des Shocking-Blue Songs «Venus» sowie eine besondere Darbietung des Stücks «Boomerang». Letzteres wurde in einer akustischen Version mit mehrstimmigem Gesang präsentiert, Mundharmonika und laut Sänger Adam Grahn mit dem «most dangerous sexual thing» gespielt: der akustischen Gitarre.
Nach einer kurzen Abkühlung ging es weiter mit schottischem Folk-Punk von The Real McKenzies. Gerade erst angekommen, fiel sofort auf: Im hinteren Bereich war der Sound stark gedämpft und wenig klar. Dann der Blitzentscheid: Drei Minuten und ein wenig Crowdsurfing später stand ich mitten im Getümmel, direkt vor der Bühnenabsperrung. Wir schwitzten, tobten und die Zeit verflog im Nu. Wie schon zuvor erwähnt, war es beeindruckend, wie rücksichtsvoll die vorderen Reihen miteinander umgingen. Es wurde ununterbrochen gemosht und gefühlt alle zehn Sekunden tauchte ein neuer Crowdsurfer auf. Gefallene wurden sofort aufgerichtet, Crowdsurfer durchgehend getragen und wenn kleinere Personen in der Masse unterzugehen drohten, wurde ihnen von grösseren spontan Raum geschaffen – einfach WOW.
Es folgte ein weiterer Stimmungsmacher, jedoch in einer kompletten anderen Stilrichtung. Mongolischer Metal von niemand Geringerem als der Band The HU (Abkürzung von «Hunnu», eine Anspielung auf ein antikes Nomadenvolk). Der eingehende Rhythmus und der teils sehr simple Gesang war perfekt, um alle im Publikum zum Mitsingen zu bewegen. Das wurde auch lautstark gemacht und sorgte für eine mitreissende Atmosphäre. Der Auftritt endete schliesslich mit «This is Mongul».
Die Sonne hat sich verabschiedet und eng gedrängt standen wir vor der Mainstage, voller Vorfreude auf die Show des kommenden Headliners – Muse. Aufgrund der Tatsache, dass ich die Band nur von ihren Klassikern kannte und sie noch nie live erleben durfte, war ich gespannt, aber auch vorsichtig optimistisch. Diese zurückhaltende Haltung wurde von den Engländern jedoch bereits nach den ersten drei Songs komplett ins Nirvana hinweggefegt.
Von einer berühmten Soap gibt’s die Aussage: «Ein guter Partymix braucht nicht Höhen und Tiefen, ein guter Partymix sollte nur Höhen haben». Ich glaube, etwas Ähnliches haben sich Muse ebenfalls gedacht, als es darum ging, die Setlist für das Hellfest-Konzert zu gestalten. Jeder Song hatte seinen WOW-Faktor und die textsichere Crowd sang, klatschte und jubelte stetig mit. Zwischen den Songs gab es jeweils nicht viel Geplauder oder Interaktion mit der Crowd. Es zählte die Musik und so folgte nach jedem Song eine experimentierfreudige Überleitung seitens Matthew Bellamy. Besonders gefiel es dem Briten, mit seinen speziellen Gitarren und den darin eingebauten Features herumzuspielen. So auch zum Beispiel mit dem Korg Kaoss Pad, welches in eine seiner Manson-Gitarren eingebaut ist. Auch visuell war die Show sehr ansprechend: 20 rechteckige, hängende Licht-/LED-Träger sowie unzählige Strobos und Moving Heads, die über die gesamte Bühnenwand verteilt waren, bestrahlten uns unaufhörlich. Ich will gar nicht wissen, wie viel Strom dieses Setup verbraucht – aber ich würde sagen: eine Menge!
Die Show neigte sich allmählich dem Ende zu, und die letzten Fanwünsche wie «Plug In Baby», «Supermassive Black Hole» und «Uprising» wurden erfüllt. Natürlich durfte dabei auch das bekannte Elektro-Outfit inklusive LED-Brille des Frontmanns nicht fehlen. Muse liessen sich wahrlich Zeit, ihr Set zu beenden. So wurde der letzte Song von Chris Wolstenholme an der Mundharmonika mit einem Ennio Morricone Intro gestartet, das sich sehr smooth zu «Knights of Cydonia» transformierte. Ein für viele sehr emotionaler Abschluss einer grossartigen Show.
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