28. Februar 2020
Exil – Zürich
Band: Georgia
Schnell war es, in vielerlei Hinsichten. Dass die Zugabe allerdings nur zwei Stücke andauern, und davon eines das Kate-Bush-Cover „Running Up That Hill“ sein würde, das überraschte doch. Ich spreche selber immer davon, dass eine perfekte Konzertlänge bei einer Stunde anzusiedeln ist, und daran hielt sich Georgia am Freitagabend sehr wohl. Zwölf Songs, eine Revitalisierung des Dance-Pop, ein kurzes Vergnügen mit viel Euphorie – weit weg von irgendwelchen Panikattacken.
Das Exil in Zürich war gut gefüllt, bot allen Anwesenden aber genügend Raum, um sich zu den treibenden Liedern ausreichend bewegen zu können. Und mit den Songs von ihrem neuen Album „Seeking Thrills“ bot die englische Musikerin gleich von der ersten Auftrittsminute an hervorragende Gründe, seine Glieder zu recken und das Wochenende heraufzubeschwören. „Never Let You Go“ oder „Ray Guns“ sind Paradebeispiele dafür, wie das tolle Erlebnis von elektronischer Popmusik im neuen Jahrzehnt erfrischend zelebriert werden kann.
Was Robyn, Noga Erez und Ellie Goulding seit mehreren Jahren zeigen, das gelang Georgia vor leuchtender Geometrie und mit viel Energie alleinig – Musik, die Laune macht, ein Konzert, das zum kollektiven Genuss wird. Bereits nach wenigen Songs wurde gejubelt, getanzt, mitgesungen. Die Musikerin trommelte fleissig auf ihren Maschinen herum, kam immer wieder an den Bühnenrand und umarmte die Gäste. Das war nicht nur herrlich sympathisch, sondern mitreissend.
Da sich Georgia nicht nur an Mikrofon und Synthesizer betätigte, sondern selber die Beats und Takte spielte, wurden Ohren und Augen gleichermassen beschäftigt. Ein Wirbelwind, diese Künstlerin, auch wenn die Raumgrösse und Nähe zur Bühne das Gewitter auf den Becken oft zu laut erscheinen liess. Das Lächeln auf den Lippen konnte man sich trotzdem nicht verkneifen, da störte es nicht einmal war der alleinige Blitz aus der Vergangenheit „Nothing Solutions“, der Rest gehörte zum aktuellen Werk.
Einflüsse aus Hip-Hop, House und R&B sorgten für das englische Flair, die verständlichen Emotionen und Gesten für das globale Gefühl. Und dann war es vorbei, schnell, gut, intensiv. Einer dieser Momente, die für immer andauern sollten, in denen das Wochenende kurz unendlich scheint. Man lebte auf, man fühlte sich menschlich.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. 24 Hours
2. Never Let You Go
3. Ray Guns
4. Feel It
5. Nothing Solutions
6. Mellow
7. Honey Dripping Sky
8. The Thrill
9. About Work the Dancefloor
10. Started Out
Zugabe
11. Ultimate Sailor
12. Running Up That Hill (A Deal With God) (Kate Bush Cover)
Text: Michael Bohli