Dynamo – Zürich
Donnerstag, 24. März 2022
Text: Michael Messerli / Bilder: Christian Wölbitsch
“Dublin in the rain is mine/ A pregnant city with a catholic mind”. Zürich ist nicht Dublin. Dublin ist nicht Dundalk. Und von Regen keine Spur an diesem herrlichen Frühlingstag. Just Mustard liessen aber keine entsprechenden Gefühle aufkommen. Ihre strenge, hypnotische und bewegungsarme Mischung aus Post-Punk und Shoegaze hinterliess leider keinen bleibenden Eindruck. Die Band aus Dundalk um Frontfrau Katie Ball ist noch entwicklungsfähig und die Ansätze dazu sind da. Das ausverkaufte Dynamo nahm sie deshalb wohlwollend zur Kenntnis.
Das Motto war aber grundsätzlich schon im Vorfeld gesetzt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Klingt natürlich ausgelatscht, ist aber wahr. Es wird in den nächsten Monaten vielen Konzertbesucher:innen so ergehen. Man holt nach, was nicht stattfinden konnte. Das bringt auch den Umstand mit sich, dass Fontaines D.C. zwischen zwei Alben stehen. Das eine im 2020 veröffentlicht («A Hero’s Death»), hochgelobt und dessen Tour leider nicht möglich. Das andere in den Startlöchern («Skinty Fia») und bisher mit drei Vorabsongs angeteasert. Die Iren lassen sich aber auch nicht viel Zeit und nutzen die Gunst der Stunde, deren Band sie sind. «I’m gonna be big», singen sie und ja, da ist seit dem Debüt nochmals konkret etwas gegangen. «Big» war eines der Highlights, besonders auch neben «A Lucid Dream» und dem neuen «Jackie Down The Line». Das zeigt, wie gut Fontaines D.C. den Bogen bereits spannen können, aber es war auch offensichtlich, dass es die anderen neuen Songs etwas schwer hatten. Besonders «Nabokov» zum Abschluss, bei dem erst nicht ganz sicher war, ob das gar ein Cover sein könnte. Fontaines D.C. gehen also teilweise neue Wege. Und wir gehen mit. Endlich auch wieder live und vor Ort.
Dass das auch mitreissend ist, hatte vor allem mit Grian Chatten zu tun. Aufgekratzt wie ein eingesperrtes Raubtier tigerte er über die Bühne. Er heizte an, zeigte dabei gerne in eine Richtung hinter sich, in der vielleicht die Heimatstadt Dublin liegen könnte, verbrannte sich dabei beinahe selbst die Hände und die anderen vier kühlten das Ganze ab. Dabei sang und rief Chatten diverse Mantras nach vorne, während gewisse Genre-Kollegen eher mit Slogans operieren. Viel Interaktion war sonst nicht, die Verbindung geschah auf einer anderen Ebene und das klappte einwandfrei. Auch dank vielen Hits. Das grössere Problem war der etwas dumpfe Sound, den die tolle Stimmung im Saal immer wieder wettzumachen vermochte. Der Vorteil an Wiederholung ist schliesslich, dass man sich die Textzeilen so gut merken kann – sie brennen sich ein. Tief in Kopf und Herz. Da gehört auch diese Band hin. Ende April kommt «Skinty Fia» und Fontaines D.C. waren schon mal da.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. Televised Mind
2. A Hero’s Death
3. Sha Sha Sha
4. A Lucid Dream
5. Jackie Down The Line
6. I Don’t Belong
7. Chequeless Reckless
8. Roy’s Tune
9. You Said
10. I Love You
11. Big
12. Hurricane Laughter
13. Too Real
14. Skinty Fia
15. Boys In The Better Land
Zugabe
16. The Lotts
17. Nabokov