31. August 2018
Wenk – Aarau
Bands: Urban Jr. / Miss Kryptonite / Plutopower 2000 / True Blue
Die Züge brausten unentwegt vorbei, der Wind zog zwischen Bühne und Ständen hindurch, der Himmel zeigte sich grau und schwer – und trotzdem war es ein wunderbarer Einstand für das neuste Festivalkind im Aargau. Passend Festival am Gleis betitelt, wurde die Wiese hinter dem wieder genutzten Jugendclub Wenk in Aarau in Beschlag genommen und voller Leidenschaft mit Aufbauten, bunten Lichtern, einem Glücksrad und sogar einer Tauschbox garniert. Lokale und überregionale Bands, soziale Grundhaltung und ein Abend voller Freu(n)de – da applaudierte sogar die SBB.
Eröffnet wurde das Fest von der Aarauer Truppe True Blue, ein junges Quartett, das sich dem melancholischen Indie verschrieben hat. Mit sanften Gitarrenmelodien, emotionalem Gesang und Songs, die immer wieder zwischen nachdenklichen und direkten Passagen wechselten, liessen uns die Jungs an ihrem Gefühlsleben teilhaben. Auch wenn nicht alle Stücke gleich innovativ waren, überzeugte das Auftreten an diesem Heimspiel in jeder Minute. Und wer sich bei der heutigen Jugend nicht mehr auskennt, der wurde auch gleich in das niederschmetternde Erlebnis der „Friendzone“ eingeführt.
Plutopower 2000 sind auch sehr jung, spielte die Band an diesem Abend doch ihren zweiten Auftritt überhaupt. Technobastler trifft auf Schlagzeuger, ein treibendes Erlebnis für die dunklen Stunden. Zwar gab sich die Technik etwas zickig und zwischen den Songs musste das Duo immer wieder längere Pausen einlegen – wenn die Takte dann aber losgelassen wurden, konnte kein Besucher mehr ruhig stehen. Sequenzer schlängelten sich um Becken und Trommeln, die Gitarre kam zum Einsatz und über die Bühne schlängelten sich unzählige Kabel. Solche Musik macht halt doch immer dann am meisten Spass, wenn sie handgemacht und frisch serviert wird.
Wie das Risotto, welches von der Hausküche während des gesamten Abends serviert wurde. Eine gute Stärkung, bevor man sich mit den Zofingern Miss Kryptonite in die laute Welt des alternativen Rock stürzte. Seit etwas mehr als einem Jahr zusammen unterwegs, legte die Gruppe um Frontfrau Désirée Graber ein Set hin, das zwischen wilden Gitarrenläufen, wummernder Basspedale und zielgenauen Schlagzeugschlägen für viel Energie sorgte. Ganz klar gefestigt in ihrem Auftreten und ihrer Musik war es ein Vergnügen, mit der Truppe den „Powder Train“ zu besteigen und am Ende zu wilden Beats zu tanzen.
Viel Gepolter und Schweiss gab es danach im Wenk-Innern mit der Basler One-Man-Show Urban Jr. Zwischen Drumkit, Keyboard und Megafon wurden die Besucherinnen und Besucher angetrieben, zu Energiebündeln zu werden und die Konzerte dieses ersten Abends gebührend abzuschliessen. Garage Trash traf auf Untergangsdisco, Punk vermählte sich mit dem Blues – eine gute Vorlage, die zur Inspiration dann ins das DJ-Set des Barracuda-Teams gezogen wurde und alle bis tief in die Nacht zu glücklichen Partygängern machte. Ein Abschluss wie der gesamte Abend: Voller Leidenschaft und Liebe zur Musik, mit dem Herzen am rechten Fleck und viel Offenheit.
Text: Michael Bohli