Hallenstadion – Zürich
28. Februar 2016
Text: Michael Bohli / Bilder: Miriam Ritler
Jeder grosse Popstar definiert sich auf eine spezielle Weise, hat ein bestimmtes Merkmal. Ellie Goulding war schon immer die Frau, die voller Vitalität nach vorne prescht. Nicht nur in ihrem Privatleben mit Ausdauersport und hartem Training, sondern auch als Musikerin.
Ihre Konzerte sind geprägt von Ausdauer und Bewegungsfreude, auch im Hallenstadion in Zürich kam die Sängerin selten zur Ruhe. Eine Eigenschaft, die ihre Lieder aus der Masse der Popwelt hervorheben, auch wenn gewisse Stücke scheinbar über sich selber zu stolpern scheinen. Doch genau darum ist die Musik von Frau Goulding so reizvoll und behauptet sich gegen viele andere.
Mit der Welttour zu ihrem neusten Album „Delirium“ hat die Frau nun endlich eines ihrer Ziele wahr gemacht: die Konzerte finden in ganz Europa in grossen Hallen statt, tausende von Menschen feiern mit und auf der Bühne bewegen sich nebst der Band auch Tänzer und viele Lichtpunkte auf überlebensgrossen Screens. Ellie hatte schon immer den Anspruch, ihre Musik an grosse Menschenmengen zur überreichen.
Wundervoll ist dabei, dass bei ihren Konzerten immer noch Intimität und Ehrlichkeit vorhanden sind. So wandte Ellie sich zwischen den Liedern immer vor Freude sprühend an die Fans, kleidete sich in einer Schweizer Flagge, hüpfte hin und her und tanzte verführerisch. Allgemein weiss sich die Frau perfekt zu präsentieren. In engen und knappen Outfits sang sie alte und neue Hits, Kostümwechsel inklusive. Die Künstlerin wechselte zwischen Hotpants, hautengen Spandexanzügen und einem Hochzeitskleid.
Dabei passte sich auch immer die Atmosphäre der Show an, mal in wild blitzenden Neonfarben und zerrissenen Animationen, dann wieder ganz introvertiert mit Akustikgitarre und einzelnen Scheinwerfern. Egal ob die rollenden Beats zu „Something The Way You Move“ über die Köpfe polterten oder „Outside“ mit seinen Synths das Hallenstadion in einen Club verwandelte – man fühlte sich ernst genommen, willkommen und verstanden.
Ellie Goulding freute sich ehrlich über das begeisterte Publikum und liess ihre gesangliche Leistung vom Standard der Studioversionen abweichen. In bester Verfassung betörte mit ihrer sehr eigenen Stimme, egal ob hoch oder tief.
Erstaunlich war, wie gewaltig die Show daherkam. Mit vielen Spielereien, Glitzernebel, Choreographien, sich bewegenden Podesten und Flaggen. Was gegenüber den Auftritten vor ein paar Jahren etwas überhand genommen hat, ist aber nur eine logische Fortsetzung. Ellie landete in der Schweiz schliesslich Hit um Hit und holt sich nun die verdienten Lorbeeren ab. Denn obwohl ihr Synth- und Dance-Pop die Welt nicht neu erfindet, haben ihre Lieder Ecken und Kanten und das zwingende Element.
So jubelte man zu „Figure 8“, jauchzte bei „Don’t Panic“ mit oder schwang die Hüften zu „Keep On Dancin'“. Und als sie dann mit dem Zuschauerwunsch „Lights“ überraschte, waren die Leute noch fast euphorischer als beim Abschluss mit „Love Me Like You Do“. Was während dem Konzert aber zu jedem Zeitpunkt klar war: Ellie Goulding ist einfach umwerfend, nicht nur wegen ihrem Aussehen.
Die Frau ist real, gibt sich nahe und zeigt ihre Liebe zur Musik und den Menschen. „Army“ zeigte dies perfekt und berührte mit Bildern des Publikums, von Ellies Freunden und dem mitreissenden Schluss. Perfekter Pop? Nein, aber genau darum so grossartig und voller Energie. Wir sind eins.
Schön war auch, dass sich diese Verbundenheit und Freude bereits bei Sara Hartman zeigte. Die 20-jährige Amerikanerin lebt in Berlin und durfte den Abend einläuten. Mit sanften Liedern voller Gitarre, toller Stimme und intimen Texten gefiel sie. Und wer ein Lied von Jamie XX mit so viel Klasse covert, der verdient es, auf einer solch grossen Bühne zu stehen.
Setlist:
1. Intro (Delirium)
2. Aftertaste
3. Holding On For Life
4. Goodness Gracious
5. Something In The Way You Move
6. Outside
7. Around U
8. Devotion
9. Keep On Dancin’
10. Don’t Need Nobody
11. Explosions
12. My Blood
13. Army
14. Lights
15. Lost And Found
16. Figure 8
17. On My Mind
18. Codes
19. Don’t Panic
20. We Can’t Move To This
21. I Need Your Love
22. Burn
23. Anything Could Happen
24. Love Me Like You Do