Datum: 5. Oktober 2012
Ort: Dynamo – Zürich
Bands: Clan of Xymox / The Troika / Das Fortleben
Mit melodramatischen bis dystopischen Düsterkeiten eröffnet die Zürcher Band „The Troika“ orchestral den finsteren Reigen. Ebendies Orchestrale kommt allerdings nebst dem Schlagzeug vom Band. Reto G und Pete S schlagen sich wacker vor einer kleinen Schar Interessierter. Trotz der ernüchternden Zuschauerzahl gehen die beiden Herren sichtlich in ihrer Musik auf. Gegen Ende des Sets stellt sich dann allerdings eine gewisse Sättigung an martialischen Marschklängen ein. Nichtsdestotrotz: Herrlich abgründig.
Es folgt die Überraschung des Abends: Irgendwo zwischen einem pechschwarzen Poetry Slam und handfestem Electro bewegt sich die „lyrisch kritische Realität“ von „Das Fortleben“. Ein erstaunlicher Bogen von der Atmosphäre einer Lesung (mit Zylinder) bis zur wummernden Hardstyle-Eskalation wird gespannt. Respekt, Anstand und Moral werden gepredigt; Die Jungs haben grundlegende Probleme mit Überwachung, Krieg und Atomstrom. Ich auch – also: Daumen hoch! Ausserdem haben sie das mit dem Bass irgendwie im Griff. Tanzbein nimm Dich in Acht! Das Album „Der Mensch ist los“ erscheint am 9.10.2012 – unbedingt zu empfehlen!
Die Umbaumusik verstummt, das Licht erlischt. Nebelschwaden ziehen durch den sich mit dunklen Gestalten füllenden Raum. Das ausladende Intro von „Stranger“ stimmt uns ein und die lichtscheuen Geschöpfe des Clan of Xymox betreten die Bühne. Sichtlich guter Dinge bringen sie von Anfang an Schwung in die Menge. Mit „Love got Lost“ (vom Album „Darkest Hour“) und „She did not answer“ wird gleich nachgelegt und ordentlich Energie aufgebaut. Mit dem Titeltrack und „Hail Mary“ bleiben wir auf dem 2009er Album „In Love We Trust“.
Ronny Moorings strahlt eine solche frühgotische Coolness aus, dass man ihm, wenn man auch nur einen Tropfen schwarzen Blutes in sich hat, gerne durch alle Kapitel der Bandgeschichte folgt. Mit dem Hit „Louise“ geht es beispielsweise ins Jahr 1986 zurück. Die Bühne in violett getaucht und Moorings ohnehin aschfahles Gesicht in türkis erblasst, ist die Friedhofsromantik perfekt. Was für ein Song! Das beschwörende „Farewell“ geht ebenso unter die Haut wie das treibende „Delete“ in die Beine. Fast alle anwesenden folgen dem Clan und wiegen sich mehr oder weniger exzessiv in den elektronischen Schallwellen.
Wenn Moorings bei „A Day“ ins Publikum raunt: „Where are you?“ und jenes Zweitonmotiv spielt, dass einen immer wieder so unwiderstehlich packen kann, wie die Fangzähne eines Vampyrs, löst er natürlich Euphorie aus. Schon in den ersten Takten nähert sich die Stimmung dem Siedepunkt und das Publikum hängt an den Lippen des Sängers.
Wir sind bereits im zweiten Zugaben-Block, als mit dem Bowie-Cover „Heroes“ und dem Shocking Blue-Cover „Venus“ ein sehr vielversprechender Ausblick auf das nächste Woche erscheinende Album „Kindred Spirits“ presentiert wird. In der ersten Reihe hat Ronny Moorings auch schon mindestens eine „Venus“ ins Auge gefasst. „She’s got it – yeah, baby, she’s got it!“.
Vor der letzten Zugabe gibt es dann einen Todesfall auf der Bühne. „Oh, the Bass is dead..“ Der Bass-Amp hat das zeitliche gesegnet. Und so singt Moorings „Agonized by Love“ spontan als Solo. Ein gelungener Abend der am Merchandise-Stand schliesslich noch die Möglichkeit bietet, die Band zu treffen.
Text: Dennis Bäsecke
Bilder: Beda Weideli