Datum: 20. Juni 2014
Ort: Hallenstadion – Zürich
Bands: Black Sabbath / Soundgarden
Es gibt in der Musikgeschichte Kapitel, um die man einfach nicht herumkommt. Ein Kapitel dieses Buches gehört zweifelsohne Black Sabbath, die anlässlich ihres neuesten Albums „13“ am Freitag dem 20. Juni 2014 im Hallenstadion aufspielten.
Ein wenig unspektakulär oder eher ungeschickt, begannen Soundgarden die Show. 10 Minuten vor eigentlichem Konzertstart wurde die Bühne augenblicklich in rotes Scheinwerferlicht getaucht, Musik in voller Lautstärke abgespielt und man sah zuerst einmal nichts bzw. man sah eine leere Bühne auf der es zumindest lichtmässig voll abging. Irgendwann tauchten dann auch die US-Amerikaner auf und fingen nun an live zu spielen.
Schon nach wenigen Takten war klar, dass Sound-technisch wohl keine Glanzleistung zu erwarten war. Genauso unspektakulär wie dieser Konzertbeginn war auch die Darbietung von Soundgarden, die man guten Gewissens als mittelmässig bezeichnen kann. Damit wurde auch schon genug über diesen Auftritt berichtet, den man getrost aus dem Erinnerungsvermögen streichen kann, was bei mir zumindest, genau jetzt passiert ist.
Mit dem Abbau des Equipments der Amerikaner fiel dann auch im wahrsten Sinne des Wortes der Vorhang, der einerseits das Treiben auf der Bühne verbarg, anderseits die Spannung auf den bevorstehenden Auftritt von Black Sabbath erhöhte. Tja, wer jetzt denkt, dass in klassischer Art und Weise ein Konzert begann, irrt sich, denn entgegen den Erwartungen, hörte man die unverwechselbare Stimme des Prince of Darkness, die aus dem Nichts ein „Let me hear you“ zurief. Zudem animierte Ozzy, oder vielmehr seine Stimme, das Publikum zu typischen Fussball Gesängen, was zugegebenermassen mehr als nur passend war. Und dann erlosch das Licht und der Vorhang wurde unter Sirenengeheul hochgezogen.
Unter beachtlichem Jubel des Publikums, betraten Black Sabbath die Bühne des ausverkauften Hallenstadions. Mit „War Pig“ und „Into The Void“, holten Ozzy und Co. das Publikum augenblicklich aus dem Schweizer-Neutralitäts-Modus heraus und verwandelten das Hallenstadion in ein elektrisierendes Gebilde, das jeden Song mit frenetischem Jubel goutierte.
Natürlich darf das obligate „Let me see your f**** Hands“ und „I can‘t f*** hear you“ genauso wenig fehlen wie der typische Watschelgang von Ozzy der eindrücklich bewies, dass es nur einen wahren Frontmann von Black Sabbath geben kann – nämlich The Prince of Darkness. Er fällt auf die Knie, huldigt dem Publikum, steckt seinen Kopf in einen Eimer Wasser, den er danach ins Publikum leerte, watschelt über die Bühne, peitscht die Fans auf, animiert sie zum Mitmachen, zum Schreien, zum Klatschen, während die Band einen Klassiker nach dem Anderen spielt. Wen interessiert es denn noch, dass unsere Fussballmannschaft ein desaströses Spiel in Brasilien spielte?
Tja, da steht ein Stück Musikgeschichte vor ca. 13‘000 Fans auf der Bühne und was macht der Kerl? Er mimt einen Uhu und ruft dem Publikum ein „Uhuh“ zu, das er immer wieder zelebrierte. Wie geil ist das denn?
Nun, machen wir uns nichts vor: Gesanglich darf man von einem Ozzy Osbourne nicht allzu viel erwarten und manchmal war er vom Töne treffen so weit entfernt, so dass es eigentlich schon fast wieder passte. Aber auch Iommis und Butlers musikalischer Leistung musste man erwartungsfrei entgegentreten. Aber wenn ich eine spektakuläre spielerische Meisterleistung sehen bzw. hören will, gehe ich an andere Konzerte. Vielleicht stellt sich der eine oder andere jetzt die Frage, wieso zum Geier ich denn bei Black Sabbath war? Ganz einfach. Diese Band hat nicht nur meinen Musikgeschmack massgeblich geprägt, sondern den ganzer Generationen. Black Sabbath sind eine Institution, eine feste Grösse im musikalischen Universum und wenn jemand im Olymp einen festen Platz verdient hat, dann sie. Black Sabbath ist Musikgeschichte, die 1969 begann und immer noch geschrieben wird.
Wo war eigentlich Keyboarder Adam Wakeman? Den sah man freilich nicht auf der Bühne, aber gemäss seinen Aussagen, befindet er sich jeweils seitlich der Bühne und unterstützt Black Sabbath bzw. Tony Iommi bei ihren Auftritten. Schenkt man seinen Worten Glauben, so spielt er tatsächlich die wichtigsten Gitarren Parts von Black Sabbath. Aber das alles spielt eine untergeordnete Rolle. Unweigerlich drängt sich nachträglich die Frage auf, mit welcher Erwartungshaltung sollte man zu einem Black Sabbath Konzert gehen?
Zurückblickend auf die DVD-Box von Black Sabbath (siehe Review vom 04.02.2014, waren die Erwartungen zugegebenermassen eher bescheiden, doch darf man sagen, dass die Konzert-DVD kein Vergleich mit dem Gesehenem in Zürich ist. Es war schlichtweg grossartig, was im Hallenstadion geboten wurde. Und das Solo von Gast-Drummer Tommy Clufetos war zudem ein donnerndes Feuerwerk sondergleichen und auch wenn es weit weg von filigranem Drumming entfernt war, vermochte der US-Amerikaner das Publikum enorm zu begeistern.
Auch wenn man es eigentlich nicht hören will, so entspricht es den Tatsachen, dass die Herren von Black Sabbath nicht jünger werden. Umso grösseren Respekt muss man vor einem Ozzy Osbourne haben, der trotz seiner lebenslangen Drogen-Eskapaden einfach nicht tot zu kriegen ist. Butler und Iommi bewiesen zudem eindrücklich, dass sie einfach die Grössten sind. An dieser Stelle möchte ich dringend Ozzys Autobiografie empfehlen. Ich habe selten so gelacht und nach der Lektüre dieses überaus unterhaltsamen Buches muss ich zugeben, dass wenn ich von jemandem adoptiert werden möchte, dann von Ozzy.
Fazit: Die Helden von gestern, sind die Helden von heute. Und wenn mich jemand fragen sollte, welche Konzerte mich am meisten bewegt haben, so kann ich mit gutem Gewissen sagen dass eines davon sicher Black Sabbath am 20. Juni im Hallenstadion war und ich darf am 25. Juni ein weiteres hinzufügen, wenn es diesmal in Stuttgart wieder von der Bühne klingt: I-, I-, Iron Man! Oder wie es ein überaus geschätzter Dani Köbeli nach Konzertende sagte: „Jetzt kann ich sterben“.
Setlist:
01. War Pigs
02. Into The Void
03. Under The Sun/Every Day Comes And Goes
04. Snowblind
05. Age Of Reason
06. Black Sabbath
07. Behind The Wall Of Sleep
08. N.I.B.
09. End Of The Beginning
10. Fairies Wear Boots
11. Rat Salad
12. Iron Man
13. God Is Dead?
14. Dirty Women
15. Children Of The Grave
Zugabe:
16. Paranoid
[Quelle: setlist.fm]
Text: Daniel Baratte