Band: Black Sabbath
Album: 13
Label/Vertrieb: Vertigo / Universal
Veröffentlichung: 7. Juni 2013
Website: blacksabbath.com
Geschrieben von: Thomas Lang
Das ich das noch erleben darf! Die Gründer des Heavy Metal tun sich noch einmal zusammen und legen 43 Jahre nach dem Urknall mit „13“ ein Album vor, welches Fans und Presse mit offenen Mündern und gezückter Pommesgabel dastehen sowie die komplette 70er Retrowelle dumm aus der Wäsche kucken lässt.
Die Ankündigung einer neuen Black Sabbath Langrille im Original Line Up von 1970 sorgte im Vorfeld für viel Skepsis. Zum einen ist da Tony Iommis Krebserkrankung, welche Zweifel an der Durchführung des Projekts aufkommen ließ. Wehmütig denkt man an den seligen Ronnie James zurück und wie schnell er letztendlich gegangen ist. Zum anderen bestanden berechtigte Zweifel an Ozzy Osbourne. Mutierte er die letzten Jahre doch immer mehr zu absoluten Lachnummer in den Medien, von seinen katastrophalen letzten Soloalben und Auftritten ganz zu schweigen. Dann auch noch die ewigen Querelen mit Bill Ward, der sich wegen irgendwelcher Vertragsstreitigkeiten vor gut einem Jahr aus dem Projekt verabschiedete und somit zumindest das Banner „Original Line Up“ sprengte.
Jetzt steht also „13“ in den Läden und schon die ersten Töne von „End Of The Beginning“ lassen keinen Zweifel aufkommen, dass hier was Großes daherkommt. Doomig und fett walzt das erste Riff hinweg bis Ozzy mit typisch nasaler und verblüffend fitter Stimme zu gedämpftem Sound „Is this the end of the begining or the begining of the end“ frägt, bevor das Hauptriff den Hörer wieder die Matte nach hinten föhnt. Oh ja, das ist Black Sabbath pur. Großartiger Opener der alle Trademarks der Birminghamer auf den Punkt bringt. Allein schon die Sequenz bei 6:00 “Allright,Okay….Allright, Oookaaaay”! Ganz großes Kino.
Mit „God Is Dead“ dann die im Voraus veröffentlichte Nummer, welche das Niveau weiterhin hoch hält. Und wäre das anschließende „Loner“ bereits auf einem der Frühwerke zu finden gewesen, heute wär‘s ein Klassiker. Was für ein Riff und was für ein wuchtiger Basseinsatz! Bei „Zeitgeist“ bedient man sich vollkommen ungeniert bei den eigenen Glanztaten „Planet Caravan“ und „Solitude“. Diese Selbstzitate sind bezeichnend für „13“ und hinterlassen in keinster Weise einen faden Plagiatseindruck, sondern vermitteln dem Hörer ein Gefühl des zu Hause seins.
Mit „Age Of Reason“ ein weiter Höhepunkt des Albums und durchaus auch einer der Bandhistorie. Brad Wilk (Ex-Rage Against The Machine), der über die komplette Albumlänge einen exzellenten Job absolviert, läutet mit seinem Schlagzeugintro einen unglaublich fetten Song ein, der sämtlichen Sabbath-Epigonen à la Orchid die Schamesröte ins Gesicht treiben dürfte. An dieser Stelle sei nochmal Butlers extrem dominanter Bass erwähnt, der Iommi’s Riffs auf absoluter Augenhöhe gegenübersteht und sich teilweise sogar recht ruppig in den Vordergrund drängt.
„Live Forever“ dann kaum weniger wuchtig mit Weltklasse Refrain. Im doomigen „Damaged Soul“ wird nach langer Zeit wieder mal die Mundharmonika („The Wizard“ grüßt) ausgepackt und Bluesfeeling kommt auf. Das schräge Iommi Solo ist da noch das Tüpfelchen auf dem i. „Dear Father“ nochmal sehr schwerfällig und melancholisch, nimmt dann im Mittelteil gehörig an Fahrt auf. Die letzten 40 Sekunden dann der Hammer: Es ertönt das Original Intro-Gewitter mit Regen und der Glocke, die 1970 das Debut Album einläutete und den Grundstein des Heavy Metals legte. Mit diesem Outro schließen Iommi, Osbourne und Butler den Kreis und jagen über 40 Jahre später einen Schauer über den Rücken der Zuhörer. Sowas hat noch niemand vor ihnen gebracht. Kult.
Man fragt sich, wie zum Teufel (!!!) haben es die Herren geschafft, einen solchen Brocken reinsten Heavy Metal aus dem Hut zu zaubern, der nahtlos an die Hochphase der Ozzy Jahre anknüpft. Rauschebart Rick Rubin, seine Zeichens einer der einflussreichsten und berühmtesten Produzenten, ist neben den drei Protagonisten, maßgeblich für das gelungenen Gesamtbild von „13“ verantwortlich. Der Sound des Albums wirkt nie aufgesetzt Retro oder gebügelt, sondern zu jeder Sekunde absolut authentisch und erdig. Hier hat Rubin, ähnlich wie bei Johnny Cash‘ brillanten Alterswerken, saubere Arbeit geleistet. Und auch wenn bei Ozzy’s Gesang etwas nachgeholfen wurde, vollkommen Wurst, der Madman tönt und näselt kaum weniger schräg-genial als zu seligen „Masters Of Reality“-Zeiten. Iommi schüttelt ein Wahnsinns-Riff nach dem anderen aus dem Ärmel und Butlers Bass drückt wie sonst noch was. Schade das Bill Ward abgesprungen ist, ich für meinen Teil vermisse ihn aber nur aus nostalgischen Gründen.
Einen Pferdefuß an „13“ gibt es dennoch: Das Album wird in vier verschiedenen Versionen angeboten. Die hier besprochene reguläre Ausgabe mit acht Tracks, die Deluxe Editon mit drei (!) Bonustracks, die Best-Buy-Deluxe-Edition mit nochmal einem Track mehr und eine Sonder-Edition mit den acht regulären und dem einen Zusatzsong. Diese ist nur in einem bestimmten Elektronikmarkt erhältlich. Was soll das? Besonders ärgerlich finde ich, dass die Vinyl-Version lediglich mit den regulären acht Stücken ausgestattet ist und keinerlei Download-Code beinhaltet, der mittlerweile zum guten Ton gehört. Auf die Bonustracks wird hier nicht näher eingegangen, nur soviel: Die haben es ebenso in sich und fallen zu den regulären Stücken keineswegs ab.
Fazit:
Aufgrund der leidigen Veröffentlichungspolitik und der Tatsache, dass die Frühwerke möglicherweise doch noch einen Zacken besser sind, wollte ich zunächst nur vier Zähler vergeben. Bei letzterem Punkt bin ich mir mittlerweile gar nicht mehr so sicher, den je öfter ich „13“ rotieren lasse, desto klarer wird, dass hier was ganz Großes, Endgültiges veröffentlicht wurde. Ein fantastischer und würdiger Abschluss der Gründer, die sich noch einmal in Hochform präsentieren und für DIE musikalische Überraschung des Jahres sorgen.
Anspieltip: Eigentlich völlig wumpe, aber „Age Of Reason“, „Loner“ und „Zeitgeist“ dürften zu Bandklassikern werden.
Tracklist:
1. End Of The Beginning
2. God Is Dead?
3. Loner
4. Zeitgeist
5. Age Of Reasonr
6. Live Forever
7. Damaged Soul
8. Dear Father
Bandmitglieder:
Ozzy Osbourne – Gesang
Tony Iommi – Gitarre
Geezer Butler – Bass
Brad Wilk – Schlagzeug
Gründung:
1969