28. November 2015
Bogen F – Zürich
Bands: Birdpen / The Legendary Lightness
Konzerte sind nie gleich, egal ob man immer im selben Club vorbei schaut, eine Band auf ihrer Tour begleitet oder sieben Anlässe pro Woche abklappert. Manche Erlebnisse sind besser, manche sind schlechter. Und immer mal wieder erlebt man einen Abend, der sich nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen festsetzt. Der Auftritt von Birdpen im Bogen F war ein Konzert, bei dem ich am liebsten all meine Freunde dabei gehabt hätte. Um sie während der gespielten Lieder zu umarmen und ihnen zu sagen: Schaut und hört genau hin, dies ist der Grund, wieso ich Musik so liebe. Wieso ich so fanatisch werden kann und wieso es nie genug ist. Es ist einfach das Schönste auf dieser Welt.
Diese Aussage wusste bereits das Trio The Legendary Lightness zu unterstreichen. Drei Männer mit zwei Gitarren und einem Bass, zweistimmigem Gesang und tollen Ideen. Leider war der als erster dargebotene Song der beste, mit wunderschönen und verwobenen Melodien, sanftem Spiel und toll gestrichenen Saiten. Wunderschöne Traurigkeit, melancholisches Glück – berührt haben sie alle. Zwar wurde ihr Set in der Mitte etwas zu ordinär, man wusste sich am Schluss aber wieder aufzufangen und die Leute für den Hauptact gut eingestimmt im Bogen F an die Bar zu begleiten. Wieder einmal bewies das Bookingteam des Lokals eine sichere Hand.
Wobei die Band von Mike Bird und Dave Pen (unterstützt von zwei Mitmusikern), welche wohl die meisten von dem Kollektiv Archive her kennen, immer funktioniert. Nach nur drei Alben beweisen die Musiker, dass ihr Talent keine Grenzen kennt. Auf jeder Tour werden sie besser, intensiver und klanglich vielseitiger. Ihre Lieder wachsen auf der Bühne zu einem Wald an, voller Nebel und einzelner Lichtstrahlen, die Schatten auf weghuschende Gestalten werfen. Wer nicht von der Wucht der Gitarren überwältigt wurde, den holten Bass und Schlagzeug ab. Punktgenau gespielter Beat schlug Löcher in die Synth-Untermalungen, der Gesang von Dave leuchtete.
„Lifeline“ liess das Herz hüpfen, die Schwermut lüftete sich, und die Gruppe offenbarte nicht zum einzigen Mal ihre Hitqualität. Am grossartigsten war die Show aber immer dann, wenn sich die Songs lange und wuchtig ausbreiten konnten. „TCTTYA“ oder „Off“ dauerten eine zauberhafte Unendlichkeit, so lange, bis man den Bezug zur Realität vergass und mit der Musik in neue Welten driftete. Beim abschliessenden „Only The Names Change“ wusste man, hier wurden Leben verändert. Zum Besten.
Toll auch, dass sich die zwei Mannen nach dem Auftritt noch an der Bar zeigten und man ein paar Worte mit ihnen wechseln durfte. Oder sogar einen kleinen Tannenbaum aus Holz geschenkt bekam. Was es sich damit genau auf sich hat, werde ich aber wohl erst nach ausführlichen Studien der Lieder aller Veröffentlichungen erfahren. Wie auch immer, die Faszination für Birdpen ist gewaltig und ihr Schaffen unfassbar gut.
Setlist:
1. Like A Mountain
2. Into The Blacklight
3. Took It
4. TCTTYA
5. Alive
6. Lifeline
7. The Safety In Numbers Is Now Zero
8. The Chairman
9. Off
Zugabe
10. I Travel Alone
11. Only The Names Change
[Quelle: setlist.fm]
Text: Michael Bohli