23. August 2017
Badenfahrt – Baden
Bands: Das Pirmin Baumgartner Orchester / Bell Baronets
Website: badenfahrt.ch
Versus, Versus, Versus … Das Motto der diesjährigen Badenfahrt lauert konstant überall und schnell sucht man als Besucher bei jedem Element nach dem versteckten Zusammenhang. Für uns Musikredakteure ist diese Vorlage aber ein gefundenes Fressen, kann man so jeden Konzertabend wunderbar in gewisse Anekdoten verpacken. Am sechsten Tag der grossen Feier in Baden lockte wieder die Polygon-Bühne und bewies, dass mehr Musiker auf der Bühne einfach besser sind als wenige. Denn jetzt hiess es: Vorhang auf, für Das Pirmin Baumgarnter Orchster.
Angesagt durch die wunderbar reizende und binäre Stimme von Siri begann ein Konzert, das Orchester und Rock-Formation auf beste Weise kombinierte. Unter der musikalischen und gesanglichen Leitung von Till Ostendarp stürzten sich 16 Musiker in Lieder, die auf mehrere Arten gegen Dinge ankämpften. So versuchten drei Perkussionisten die Vorherrschaft zu halten, währenddem in ihrem Rücken eine Vielzahl an Bläsern immer wieder berauschende Wände kreierten. Dazu gesellten sich Gitarren und Synthies, ein Cello und natürlich der Gesang.
Ostendarp prangerte direkt und ohne Scheu Missstände und schlechte Verhaltensweisen der heutigen Zeit an und vermengte die oft dramatische Musik des Pirmin Baumgartner Orchesters mit spannenden und treffenden Aussagen. Ob nun Zürich daran glauben musste oder der materielle Überfluss, dieses Konzert war nebst wuchtiger Rock-Show auch gleich das faszinierende Abbild des Denkbildes eines intelligenten Künstlers. Immer eindringlich, immer voluminös und immer die perfekte Mischung aus Ernst und Unterhaltung.
Eine solche Energie lässt sich aber auch zu dritt erschaffen, dies bewies ein paar Stunden später das Zofinger Trio Bell Baronets. Die jungen Musiker brachten die Schrottbodenalp mit ihrer knalligen Mischung aus Indie-Fuzz und Blues-Rock zum Tanzen und entzündeten schier die Holzkonstruktion. Denn wer so perfekt Gitarre spielt wie Silvan Gerhard, der entlockt seinen Saiten nicht nur Töne, sondern auch Funken. Aber trotzdem wurden Michael Kühni am Bass und Claudius Ammann am Schlagzeug nicht von diesen Riffs verdrängt, zeigten auch sie nicht nur Ausdauer, sondern Feingefühl und Kraft.
Ganz zur Freude der Besucher durfte man somit auch Bass- und Drumsolos lauschen und sich durch Hits des Debüts „The Strong One“ und alte Klassiker tanzen. Und wer danach immer noch nicht genug hatte, der machte sich auf den Weg zum Stadtturm, um wunderbare visuelle Projektionen zu begutachten oder das ganze Fest für einmal bei Nacht zu bestaunen. Alleine die riesige Lichtinstallation unter der Hochbrücke machen eine späte Anreise nach Baden nämlich auf jeden Fall wett.
Text: Michael Bohli