18. Dezember 2018
Cafe Bar Mokka – Thun
Band: Árstídir
Wenn ein Lokal für diesen Anlass perfekt war, dann das Mokka in Thun. Ein schon fast heimeliges Wohnzimmerambiente, beherbergt von der guten Familie aus Nah und Fern, zum Bersten vollbepackt mit kitschigen Verzierungen und den schönsten Geschenken. Nächstenliebe durchflutet die wohlig, andächtige Zeit. Ach, wie schön es weihnachtet! Das wirklich Tolle daran, auf diese Weihnachtsfeier habe ich mich tatsächlich gefreut. Denn das Wohnzimmer beherbergt eine gut gefüllte Bar, die Verzierungen sind zwar auch kitschig aber nicht im Geringsten religiös vorbelastet und die Familie Namens Árstídir aus dem fernen Island wollte ich wirklich sehen und sie brachten unbedingt und nicht nur scheinheiligdankend schöne Geschenke mit. Liebevolle Päckchen mit Liedern gefüllt.
Der schlichte Indie-Folk, gepaart mit klassischen Elementen war überaus sanft und fast zu oft an diesem Abend gar minimalistisch. Die vielen A-Cappella-Einschieber, in welchen die vier Musiker ausnahmslos zusammen symbiotisch sangen, trieben mir alle Härchen in die Höhe. Diese sehr stillen Momente waren aber der eine oder andere Zuviel und vor allem immer dermassen dezent, dass dieses Nichts dazwischen fast überlastend wirkte. Ich wage es aber nicht mich zu beschweren, war der Abend ja als „Christmas Special“ angekündigt und diese gewisse „Besinnlichkeit“ ja ein Stück weit auch gewünscht. Überzeugender fand ich die Isländer dennoch mit den gehaltvolleren von Instrumenten begleiteten Songs, welche sie perfektionistisch aufführten.
Überhaupt gefiel die Instrumentalisierung sehr, welche, wenn sie nicht zwischen der A Cappellalast unterging, schlichtweg lupenrein war. An der Umsetzung dieses Konzertabends sei also keine Kritik erlaubt. Es war so gewollt und das familiäre Ambiente entschädigte allfällige, von der teilweisen Trägheit der Lieder, enttäuschte Zuhörer. Geschickt vermochten die Isländer das heimelige Gefühl neben der Musik mit ihren Ansprachen heraufzubeschwören. Erzählten von ihrer Tour, von den Proben und dem Leben in Reykjavik, ihrem Zuhause und der eigenen spürbaren Freude wieder einmal im Mokka zu spielen.
Die Mischung aus allem überzeugte und liess den Abend gut und kurzweilig gelingen, trotz der leicht abgehackt wirkenden Setlist. Er war nicht herausragend, nicht total überraschend oder extravagant. Es war halt schön. Manchmal muss das reichen. Eben wie Weihnachten. Die einen lieben, die anderen verabscheuen es. Es darf auch mal schwarzweiss sein, so wie dieser Konzertabend. Für beide Extreme haben die Musiker mit ihrem Special aber eine verbindende und versöhnende Art gefunden. Frohes Fest also – wo immer es auch gefeiert oder vergrämt wird. Árstídir versteht es, das Hochfest brüderlich und ohne Tamtam zu begleiten.
Text: Sebastian Leiggener