Datum: 13. Oktober 2015
Ort: Ebrietas – Zürich
Bands: Antimatter / The Leaving
Solch kleine und intime Konzerte in dunklen Kellern besuchte ich in den letzten Jahren fast nicht mehr. Schade eigentlich, findet man in Lokalitäten wie der Metal-Bar Ebrietas im Zürcher Niederdorf doch immer Gelegenheit neue Bands zu entdecken, oder eine alte Liebe neu aufflammen zu lassen. Gerne nahm ich also den Weg auf mich, um Antimatter in der Schweiz willkommen zu heissen und düstere Musik an einem grauen und regnerischen Dienstag über mich ergiessen zu lassen.
Die Band aus England formte sich 1997 aus dem ehemaligen Anathema Bassisten, der Antimatter bereits acht Jahre später wieder verliess. Mike Moss, Sänger und Gitarrist, liess sich davon aber nicht unterkriegen und tourt bis heute unermüdlich mit der Gruppe um die Welt. Besonders intim wurde es bei der Präsentation des neuen Werkes „The Judas Table“. Der Kellerraum im Ebrietas ist klein, alt und mit schwarzen Wänden voller Bandposter ausgestattet. In freudiger Erwartung fand sich eine kleine Gruppe Menschen ein, um der düsteren und melancholischen Musik der Engländer zu lauschen.
Moss und seine Mannen stiegen ohne Umschweife direkt mit einem neuen Song „Killer“ in das Set ein und zeigten den versammelten Fans für was sie stehen. Druckvolle Lieder mit wunderbaren Gitarren, dröhnendem Bass, düsterem Gesang und feinen elektronischen Spielereien im Hintergrund. Den Liedern könnte man vorwerfen, sich selten zu unterscheiden. Aber genau in dieser Unverkennbarkeit liegt der Reiz des traurigen Universums von Antimatter. War ihre Musik früher eher leicht und melodiengeprägt, schneiden sich nun Gitarrenriffs durch die Klanggebilde und lassen Wände erzittern. Dies wurde dem Konzert wenige Male zum Verhängnis, denn der Raum eignet sich nur beschränkt für solch laute Auftritte. Einzelne Instrumente wurden vom Schlagzeug überlagert, die Stimme überschlug sich im Feedback.
Der Spielfreude tat dies aber keinen Abbruch und die Gruppe präsentierte ein toll durchmischtes Set aus alten und neuen Liedern, wagte sich bei der Zugabe sogar an Pink Floyd und Britney Spears. Wieder einmal zeigte sich, dass ernste Musik nicht von verbitterten Menschen kommen muss. Antimatter live zu erleben ist eine mitreissende Erfahrung, auch wenn sie sich eher für grosse Bühnen eignen. In kleinen Räumen wird man von der Wucht und Ausstrahlung fast platt gedrückt.
Fredy Rotter, besser bekannt als Mitglied von Zatokrev, war als Einstieg gnädiger. Sein Soloauftritt unter dem Namen The Leaving begrüsste das Publikum mit sanft gespielten Singer-Songwriter Liedern. Erstaunlich, wie lieblich und introvertiert Rotten sich zeigte und ganz zerbrechlich an den Saiten zupfte. Für Liebhaber leiser Musik mit Einschlag zu den dunklen Mächten eine wahre Entdeckung und der perfekte Einstieg in einen wunderbaren kleinen Konzertabend.
Setlist Antimatter:
1. Killer
2. Paranova
3. Line Of Fire
4. Black Eyed Man
5. Last Laugh
6. Monochrome
7. Uniformed And Black
8. Over your Shoulder
9. Can Of Worms
10. Gagging Order (Sleeping Pulse Cover)
11. Redemption
12. Leaving Eden
13. Wide Awake In The Concrete Asylum
14. The Parade
Zugabe:
15. Welcome To The Machine (Pink Floyd Cover)
16. Stillborn Empires (mit “Hit Me Baby One More Time” Snippet)
Text: Michael Bohli