25. April 2017
Bad Bonn – Düdingen
Bands: Anna Von Hausswolff
Die Auftritte der zierlichen Schwedin sind für mich fast immer unerreichbar. Nachdem mein Körper kurz vor ihrem Support bei Swans aufgab und ich nur in Träumen das Konzert geniessen konnte, war diesen Dienstag die Entfernung schier ein Problem. Denn wie es Anna Von Hausswolff während dem Spielen gleich selber sagte, der Musikclub Bad Bonn liegt in der Mitte des Nirgendwo. Doch genau dies war mitunter ein grosser Grund, um aus dem Konzert einen wahren magischen Abend zu gestalten. Denn wer sich hierhin aufgemacht hatte, der war bereit, mit Körper und Seele in die Musik einzutauchen.
Anna Von Hausswolff setzt auch genau darauf, sind ihre Kompositionen doch mäandernde Brocken aus lauten Klangwellen und aufreibendem Gesang. Die Musik, die man in Düdingen hören durfte, ist genauso schwer zu umschreiben wie eine läuternde Erfahrung. Dystopisch-sakraler Doomsday-Noise, mit einer Prise Folk und der über allem thronenden Kirchenorgel. Was zuerst etwas verhalten begann und alle Besucher sich noch in der Sicherheit ihrer schwarzen Kleidung wähnen liess, wurde mit jedem Lied mehr zu einer ohrenbetäubenden Orgie der Dunkelheit. Die Gitarren rissen mit ihren Riffs Berge nieder, der Bass wurde mit einem Bogen gespielt und das Schlagzeug verbündete sich mit den Synthies zu einem Raubzug. Selten erlebt man eine solche Wucht in solch kleinem Raum.
Wenn die Musikerin ihre Band durch lange Stücke wie „Discovery“ führte, dann fiel sie genauso in Trance wie die Zuschauer. Dies wirkte so effektvoll wie eine gemeinsame Truppe aus Godspeed You! Black Emperor und der aktuellen, harten Phase von Sigur Rós, wurde hier dank der klassischen Ebene aber noch viel bedrückender. Kein Wunder torkelten die Besucher schier aus dem Club, als uns Anna Von Hausswolff aus ihrem Griff entliess. Es war einer dieser intimen Auftritte, der noch sehr lange in allen Köpfen herumgeistern wird und Musik wieder einmal neu erfunden hat. Und auch wenn es das allerletzte Konzert sein sollte, das ich erleben durfte, schönere Musik gibt es für die dunkle Seele nicht.
Text: Michael Bohli