Invada Records / VÖ: 24. November 2022 / Soundtrack
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Text: Michael Bohli
Wie stellt man die Unsicherheiten und Gefahren auf hoher See klanglich dar? Mit knarrenden Klängen aus einer Geige? Mit zittrig gesungenen Seemannsliedern? Der Soundtrack zur Serie «1899» geht andere Wege, Ben Frost tobt sich darauf mit lauten Bässen, Synthesizern und Glitches aus. Begleitet von Bläsern und Orchester wird eine düstere und brutale Stimmung erzeugt, welche die mysteriöse Geschichte perfekt illustriert.
Für Ben Frost sind Serien voller intensiver Momente kein Neuland, der Musiker aus Australien und Island profilierte sich bereits mit diversen Arbeiten, etwa zu «Fortitude» oder «Dark». Von den Machern der zweitgenannten Produktion stammt «1899», die Zusammenarbeit wird fortgeführt. Und wie. Das klangliche Herantasten des Beginns wird bei «Kapitän» mit dröhnenden Tonspuren aufgesprengt, die Komposition entwickelt sich zu einer Mischung aus Nine Inch Nails und Vangelis (Phase «Blade Runner»), die Nervenbahnen werden aufgeladen.
In allen 15 Tracks von «1899» ist die Ungewissheit der Figuren zu spüren, der Himmel bleibt wolkenbehangen und dunkel. Folkanteile der Musik bringen die damalige Zeit näher («At Hjalpe Hendes Sjael Pa Vej»), die unterschiedlichen Sprachen heben das Element der Migration heraus. Ben Frost zeigt sich nicht nur an den Synthesizern als Meister, sondern in den Bereichen des Spannungsbogens und der Weltenbildung. Minimalistisch und eindringlich etwa «This Can’t Be Real», voller Emotionen «Mainframe».