Universal Music / VÖ: 21. Januar 2022 / Pop
aurora-music.com
Text: Michael Bohli
Zuerst eine kleine Warnung: Wer sich das Video zur Single «Cure For Me» anschaut könnte verstört werden. Mir zumindest ging es so, als ich die unnatürlich wirkenden Tanzbewegungen sah, im Verbund mit dem hitverdächtigen Refrain. Dieses Lied wird sich so schnell nicht mehr aus eurem Kopf herausbewegen – was ein sehr gutes Zeichen für ein Popalbum darstellt. Mit «The Gods We Can Touch» hat die junge norwegische Sängerin und Produzentin Aurora ihr viertes Album vorgelegt, das auf die himmlische Tanzfläche lockt.
Seit 13 Jahren macht Aurora Musik und bringt norwegisches Flair in die elektronischen Standards. Ohne belehrend zu sein, transportiert die Musikerin Aussagen und Gedanken zu Themen wie Moral, Scham und unseren Umgang mit diesen Aspekten im Alltag. Das ist stellenweise provokativ, aber immer voller Lust und grossartigen Melodien. Wer beim Intro «The Forbidden Fruits Of Eden» zubeisst, der bleibt dabei, bis alle 15 Songs verdaut sind. Piano und mehrstimmiger Gesang bereiten das Mahl vor, mit «Giving In To The Love» wird das epische Element ins Album geholt.
Auffällig an «The Gods We Can Touch» ist, wie ausgelassen viele Stellen trotz des thematischen Überbaus klingen, wie bunt die Klänge daherkommen. Ja, «You Keep Me Crawling» ist tragisch, «Exist For Love» kratzt an der Seele und «Exhale Inhale» sucht die Wahrheit in Innern, rasch bewegen sich die Füsse aber wieder bei «A Temporary High». Aurora bringt positive Empfindungen und eine Standfestigkeit zu den ernsten Inhalten, lässt einzelne Instrumente scheinen und scheut sich nie vor dem Rampenlicht. Sie ist zwar ein Mensch, mit dieser Platte wirkt ihre Kreativität aber göttlich und ausgeglichen.