Kobra Recordings / VÖ: 1. Juli 2022 / Indie, Pop
aryazappa.com
Text: David Spring
Es gibt wohl keine Stadt, die grenzüberschreitende Kreativität und Avantgarde-Kunst zelebriert und fördert, wie Berlin. Aktuelles Beispiel: Arya Zappa, die schillernde, von DJ, Produzentin und Labelchefin Maral Salmassi geschaffene Performance-Kunstfigur. Mit einer gehörigen Portion Selbstironie und einem Fable für Italo Disco und Giallo-Filme kreiert Zappa Musik, die aus lang vergangenen Tagen sein könnte und kontemporär wie nur irgendwie möglich daherkommt.
Zappas zweites Album lautet auf den hübschen Titel „A Study Of Dreaming Habits“, entsprechend träumerisch ist ihr Sound. Mit wabernden Synthies, gruftig-kitschigen Texten und einer äusserst markanten, tiefen Stimme kommen Erinnerungen an Pet Shop Boys oder Depeche Mode auf. Die Songs reichen von zurückgelehnt („One Afternoon“), über agespaced und bizarr („Give Me A Ride“), bis zu extrem tanzbar („Kiss Me Awake“, „Baby Is It You“). Man hat ständig das Gefühl, weit in die Neunzigerjahre und eigene Kindheit zurückversetzt zu werden.
Die Vorabsingle „Berlin“ tanzt aus der Reihe. Die Liebeshymne an Arya Zappas Wahlheimat ist weniger Disco-Pop und ein verträumter Fiebertraum, düster und cineastisch, mit sanften Bläsern und spanischer Gitarre. Der Track sticht heraus und ist deswegen einer der besten. Um nicht zu kopflastig zu werden, wird danach tanzbarste Track der Platte, „Saturday“, das eingerostete Tanzbein wieder in Bewegung bringen.
Arya Zappas Musik ist eigenwillig. Ihre einzigartige Stimme, gepaart mit streckenweise kitschig poppigen Nummern, die trotz Pop-Zuckerguss spannend und abwechslungsreich komponiert sind, machen „A Study Of Dreaming Habits“ zu einem einmaligen Hörerlebnis. Die nächste 90er-Fete wird kommen, da ist es schön, gibt’s moderne Musik für die Playlist, so anachronistisch das klingt.