Band: Archive
Album: Unrestricted
Genre: Remix / Electronica
Label/Vertrieb: Dangervisit
Veröffentlichung: 4. Dezember 2015
Website: archiveofficial.com
Geschrieben von: Michael Bohli
Warum hört man sich bei der Musik eigentlich Versionen von Liedern an, die von fremden Künstlern verändert wurden? Man geht ja auch nicht ins Kino, um eine Schnittfassung von einem anderen Regisseur anzusehen oder in ein Museum, um ein übermaltes Bild zu betrachten. Trotzdem, die Remixkunst ist eine spannende und oft beeindruckende Sparte in der Musikindustrie.
Gerade im elektronischen Bereich bietet es sich an, eingespielte Spuren neu zu mischen und effektvoll zu verbiegen. Auch die englische Band Archive liess ihr neustes Album „Restriction“ von Gästen durch die Mangel nehmen, verpasste dabei aber einige Chancen.
Interessant an dem Projekt ist auf jeden Fall, dass sich das Kollektiv bereit erklärte, die neuste Scheibe komplett umbauen zu lassen. Hier finden sich nicht Remixe, welche über die gesamte Diskografie verteilt sind, sondern eine konsequente Reihenfolge. Dabei wurde jeder Track von einem anderen Künstler zur Verfügung gestellt, was aber nicht gross auffällt. Über das Album hinweg wurde die Klangfarbe von Archive beibehalten, oft befindet sich allerdings zu viel Wasser im Farbkasten. Mit Weiss neue Nuancen zu ziehen ist eine nette Geste, scheinbar fielen die Lieder aber in einen Kessel. Für meinen Geschmack wurden zu viele Elemente komplett entfernt, die Archive auszeichnen. Es fehlen die Klangkathedralen, die wuchtigen Ausbrüche und deren vorangehende Aufbauten. Lieder wie „Restriction“ plätschern vor sich hin und weisen nebst einem netten Beat keine tollen Einfälle vor.
Was das Kollektiv sonst so eigen und spektakulär macht, wurde hier gestrichen und durch Clubsound für den Wochentag ersetzt. Gelungen sind nur „Feel It“ ohne den Rumpelsound, oder „Kid Corner“ wegen Holly Martin. Sicherlich ist ein Remix immer die Chance, die Identität des bearbeitenden Künstlers einzubringen. Doch nicht einmal dies scheint hier geklappt zu haben. Die meisten Tracks erhalten wenig Gelegenheit zu glänzen, die Synthstrukturen könnten alle vom gleichen Musiker stammen.
Wer sich von Archive schon immer mal ein Album gewünscht hat, das er in der Lounge, im Café oder beim Abendessen mit Freunden im Hintergrund laufen lassen kann, für den ist „Unrestricted“ die passende Scheibe. Ohne aufzufallen wird die Musik den Raum füllen, Akzente setzen ist Aufgabe der Tapete. Schade hat sich kein Remixer getraut, die Lieder mit der Brechstange zu öffnen und dann mit Hammer und Nagel neu zusammenzuzimmern. Die Nähe zum Original ist eben doch nicht immer ein Gewinn.
Tracklist:
1. Feel it (Isan Belone Belone remix)
2. Restriction (Mermaids Remix)
3. Kid Corner (GAPS Remix)
4. End Of Our Days(Moon Gangs Remix)
5. Third Quarter Storm (Skalpel Remix)
6. Half Built Houses (Yours Remix)
7. Ride In Squares (Wolfe Remix)
8. Ruination (Becoming Real Remix)
9. Crushed (David Shaw And The Beat Remix)
10. Black And Blue (Ulrich Schnauss Remix)
11. Greater Goodbye (Van Rivers Remix)
12. Ladders (Clarence Clarity Remix)
Bandmitglieder:
Darius Keeler – Synthesizer und Programming
Danny Griffiths – Synthesizer und Samples
Pollard Berrier – Gesang und Gitarre
Dave Pen – Gesang und Gitarre
Maria Q – Gesang
Holly Martin – Gesang
Steve Harris – Gitarre
Jonathan Noyce – Bass
Steve Davis – Bass
Steve Barnard – Schlagzeug
Mickey Hurcombe – Gitarre und Keyboard
Gründung:
1994