Run For Cover Records / VÖ: 21. Januar 2022 / Emo, Post-Hardcore
anxiousband.com
Text: Michael Bohli
Emo ist eine merkwürdige Genrebezeichnung. Wagen sich andere Bands nicht an Songs voller Gefühle? Wird im Hardcore sonst nicht auch geschrien und den Emotionen freie Bahn gelassen? Bevor einem bei all diesen theoretischen Gedanken angst und bange wird, sollte man die Lieder von «Little Green House» passieren lassen. Das Debütalbum von Anxious aus Connecticut ist ein ehrlicher Strauss an Post-Hardcore, Emo und alternativen Gitarrenhits. Thematisch immer nahe an den gemachten Erfahrungen, nutzte die Gruppe ihre pandemiebedingte Tourpause für eine fruchtbare Aufnahmesession.
Zehn Lieder in einer halben Stunde, danach ist man zufrieden oder zumindest ein wenig entspannter. Die Musiker von Anxious legen mit jedem Lied eine Dringlichkeit an den Tag, lassen Riffs zu hellen Sonnenstrahlen anwachsen und finden trotz harter Grundhaltung viel Zugänglichkeit. Das macht die schwierigen Inhalte zu den Themen Erwachsenwerden, ungewollten Veränderungen und Scheidung ertragbarer, die Empathie ist das wichtigste Gut auf «Little Green House». Von «Your One Way Street» bis zu «You When You’re Gone» wird man mitgerissen, den Schluss gestaltet Gastsängerin Stella Branstool träumerisch.
Eine gewisse Pop-Punk-Haltung kann man in Liedern wie «More Than A Letter» heraushören, Anxious haben der High School aber Tschüss gesagt und nehmen die nächsten Schritte im Leben. Mal mit voller Gitarrenwand («Speechless»), dann wieder aus verzweigten Melodien direkt in die Verzweiflung («Let Me»). Was 2016 gegründet wurde, das ist nach diversen Tapes, Fanzines und DIY-Material zu einer aussagekräftigen und klangvollen Band herangewachsen. Bei «Little Green House» schlägt das Herz laut mit.