Band: Annakin
Album: Flowers On The Moon
Genre: Pop / Rock
Label/Vertrieb: Akin / Igroove
VÖ: 16. September 2016
Webseite: annakin.net
Nicht weniger als die Vertonung des Universums, war das Ziel des Konzeptalbums „Flowers On The Moon“ der Schweizer Künstlerin Annakin. Anlässlich ihres exklusiven Konzerts in der Dampfzentrale in Bern durfte ich im Interview mit der Künstlerin darüber sprechen.
Das mittlerweile fünfte Studioalbum ist denn auch anders als die vier Vorgänger und dennoch unvergleichlich Annakin. In Ihrer Suche nach der musikalischen Stimme des Raumes, welcher sich dunkel um unseren blauen Erdball ausbreitet, entstanden 11 traumhafte Kunstwerke, welche uns in die schwere Schwerelosigkeit entführen. „Es ist eine 41 minütige Auszeit von unseren Problemchen, die in Relation gesetzt mit der unendlichen Weite des Raumes und der Zeit doch so unglaublich klein sind“, gibt Annakin zu bedenken. Die Künstlerin schafft es uns mit zu nehmen, hin zu den sieben Planeten die den Wochentagen die Namen geben. Mond, Mars, Merkus, Jupiter, Venus, Saturn und nicht zuletzt die Sonne sind Stationen die wir musikalisch besuchen. Dazwischen treiben wir durch ein klanglich sternenbesetztes Vakuum. Die reine Lyrik welche die eindringliche Stimme der Sängerin wiedergibt, wird dabei umschmiegt von einer sehr dezenten Instrumentalisierung.
Das Album zeichnet sich hierdurch ganz speziell aus. So begleitet in „Albedo“ nur ein Harmonium den einnehmenden Sirenengesang. „Ich versuchte die Rückstrahlkraft eines Planeten zu vertonen. Das Universum ist ja nicht reine Stille, die Planeten haben Geräusche die ich musikalisch wieder gebe. Das wollte ich aber nicht mit herkömmlichen Instrumenten, wie der Gitarre, Keyboard oder Drums erreichen.“ So sind es in „Shipping News“ Bläser die zart begleiten dürfen, kurz sticht genüsslich die Trompete in den Vordergrund. Im Song „Venus“ wiederum schmeichelt ein Streicherquartett zu den poetischen Textpassagen. „Oh guide me home, with the evening star, till I can feel the fire in your heart.“ So fühlt sich also Venus an. Auch wenn sich Annakin in diesem Album klar abwendet vom Trip Hop, bleibt sie sich in der Mystik gewohnt treu. Greift im Song „The Wolf And The Sun“ eine nordische Sage auf. „Taken Apart“, dem Planeten Venus gewidmet, wird untermalt von den sanften Saiten des Marxophons, einem alten Zitterinstrument. Dies ist ein zentraler Punkt des ganzen Akustikalbums.
Annakin lässt mit eben jenem Instrument oder auch der Phonofiddle Klänge einfliessen, die unser Gehör nicht mehr gewohnt sind und schafft so eine aparte Stimmung, lässt einen einlullen in das dunkle, kalte Universum, dass durch ihre Musik dem Hörer einen warmen Schimmer ums Herz legt. „Das Marxophone“, so die Künstlerin, „bildet den Grundton des Albums.“ Auf diesem bauen die einzelnen Songs auf, reifen hin zu ausschweifenden Parts wie etwa „Beauty Of An Abandoned Place“ oder „Mars“. Werden dann wieder abgelöst durch ganz karge, minimalistische Titel wie „Venus“. „Das Universum ist eben vielseitig und ich möchte die Wucht, die Grösse und die Stärke der Planeten wiedergeben ohne jedoch die Ruhe und Einsamkeit des Unendlichen zu vergessen.“ „Saturn’s Anthem“ ist der wohl vielseitigste Titel, fällt mit seinem speziellen Drive aus der Reihe, wird dadurch zu meinem Favorit. Genauso wie er eben ist der Saturn, einzigartig mit seinen Ringen.
„Flowers On The Moon“ ein Werk welches entreisst, Grenzen sprengt und ihre Musik auf ein neues Level hebt. Das Universum als musikalische Darstellung und Dichtung. Das Spektrum des Albums ist dabei so vielseitig wie die unendlichen Weiten des Alls. Wenn sich heute der Mond über den Horizont erhebt tut er dies mit den dezenten Arrangements von Annakin‘s neuem Album und die strahlenden Sterne um unseren mit Blumen besetzten Erdtrabanten scheinen von nun an ein ganz klein wenig heller. Ich muss nicht mit Superlativen um mich schmeissen, denn manchmal gibt es kein besseres Wort um etwas ganz Aussergewöhnliches zu beschreiben. Es ist – schön.
Tracklist:
1. Mars
2. Taken Apart
3. Shipping News
4. Venus
5. Saturn’s Anthem
6. Flowers On The Moon
7. The Wolf And The Sun
8. Albedo
9. Beauty Of An Abandoned Place
10. Hunter
11. Pauper’s Dream
Text: Sebastian Leiggener