Southern Lord / VÖ: 14. Januar 2022 / Drone, Post-Rock
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Text: Michael Bohli
Es war einer dieser Tage, an denen man gar nicht wusste, welche Vorfreude die grösste war. Ein Abend am Montreux Jazz Festival, mit Nick Cave And The Bad Seeds im Auditorium Stravinski – und als Support Anna von Hausswolff mit ihrer Band, wow. Glücklicherweise stellte sich jedes einzelne Element als fantastisch heraus (nachzulesen in unserem damaligen Konzertbericht), der Auftritt der schwedischen Künstlerin darf ab sofort ins eigene Regal gestellt werden. «Live at Montreux Jazz Festival» beinhaltet alle Lieder und Gänsehautmomente.
Auf dem «Queen Neve»-Pult abgemischt, ist das Konzert von Anna von Hausswolff ein Spiel mit allen Stimmungen und Emotionen. Von bedrohlich leise zu brachial laut, tobende Momente und zärtliche Melodien. Mit Liedern der fantastischen Alben «The Miraculous» und «Dead Magic» wurde der Boden in der Halle aufgerissen und die Unterwelt ins Konzerthaus geführt. Drone und Post-Rock der dunklen Seite, bereits der Einstieg mit «The Truth The Glow The Fall» vereint alle betörenden Elemente. Von Hausswolffs Stimme als heller Stern, Orgel, Gitarren und Schlagzeug als zermalmende Macht.
«Pomperipossa» ist auch live der markterschütternde Schrei, «Ugly And Vengeful» eine 20 Minuten andauernde Reise ins Ungewisse. Ob dramatische Dissonanz oder schwelgerische Harmonie, Anna von Hausswolff servierte an diesem Abend ihr komplettes Spektrum – sogar mit ihrer Schwester Maria am Gesang. «Live at Montreux Jazz Festival» hätte zwar im Allgemeinen etwas mehr Druck und Volumen in den unteren Klangbereichen vertragen, ist aber ein sehr lohnendes Zeugnis einer unglaublich talentierten Musikerin. Ein Konzertabend, der sogar private Rückschläge zu überstrahlen wusste.