Band: Anna Känzig
Album: Sound And Fury
Genre: Pop / Synthie
Label/Vertrieb: Sony
VÖ: 26. Februar 2016
Webseite: annakänzig.com
Als damals Bob Dylan von der akustischen zu elektrischen Gitarre gewechselt hatte, schockierte dies einen Grossteil seiner Fans und der gesamten Musikgemeinde. Eine solche Reaktion heute zu erreichen ist einiges schwieriger – in der Musik kennt man schliesslich nur noch wenige Grenzen. Trotzdem, „Sound And Fury“ von der Zürcher Künstlerin Anna Känzig wird so beworben – atmen ihre Lieder schliesslich nun die Luft des Pathos und der Electronica. Eine gute Richtung, doch irgendwie ein paar Jahre zu spät.
Frau Känzig spielt schon lange Gitarre und singt gerne Lieder über den Alltag. Für ihre neuste Veröffentlichung wendet sie sich aber der modernen Popmusik zu und lässt die Singer-Songwriter-Kluft im Schrank. Bereits mit „Get Out“ unterstützt sie ihre Melodien und den Gesang mit grossen Synthflächen, Beats und euphorischem Gesang. Dabei stellt sie sich auch mit ihrem hübschen Auftreten in die Reihe von Ellie Goulding und Konsorten, eine illustre Gesellschaft. Man summt mit, man wippt mit dem Fuss und merkt plötzlich: Irgendetwas fehlt auf „Sound And Fury“. Obwohl es der Titel verspricht, vermisst man Wildheit und Raserei. Liedern wie „House Of Cards“ oder „Suburban Sky“ fehlt der Durchhaltewillen. Oft schleicht sich das Gefühl ein, Anna Känzig habe hier extra das Tempo rausgenommen und sich der Zurückhaltung geübt. Ein Fehler, denn viele Ideen vermögen die Lieder nicht während der drei bis vier Minuten zu tragen, das Album erhält zu schnell einen abgenutzten und langweiligen Belag.
Dass es auch anders geht, zeigt die Musikerin bei „Lights Go Out“ oder „Bonnie & Clyde“. Diese Stücke sind eingängig, unterhalten und machen auch Spass. Hier fügen sich die grossen Gesten der elektronischen Mittel wunderbar mit ihren intimen Gedanken zusammen. Nur passiert dies halt leider zu selten.
Anna Känzig ist talentiert und umgibt sich mit den richtigen Menschen, doch leider will ihr neustes Werk „Sound And Fury“ nicht so richtig zünden. Nach mehrmaligem Hören weiss man, die Schweiz hinkt in gewissen Strömungen leider immer vier oder fünf Jahre hinterher. Mit diesem Album wäre Anna Känzig um 2010 gross herausgekommen, heute reicht es leider nur für das Plätschern im Radio. Schade, denn liebenswürdig und aufrichtig sind ihre Songs immer.
Tracklist:
1.Get Out
2. Drive All Night
3. We Might As Well Be Dreaming
4. Suburban Sky
5. Bonnie & Clyde
6. When A Teardrop Hits The Ground
7. Rebel Heart
8. House Of Cards
9. Lights Go Out
10. Young At Heart
11. State Trooper
Bandmitglieder:
Anna Känzig – Gesang
Georg Schlunegger, Oliver Probst – Gitarre, Keyboard, Schlagzeug
Gründung:
2009
Text: Michael Bohli