Bambient Records / VÖ: 23. April 2021 / Ambient, Electronica
annaaaron.com / younggods.com
Text: Michael Bohli
Im Moment sein und den Prozess zulassen – ein Zustand, der mir damals in der Berufsmatur im gestalterischen Unterricht nahegelegt wurde. Anna Aaron und Bernard Trontin kennen solche Weisheiten und Möglichkeiten sehr gut und haben diese gemeinsam für „Moonwaves“ angewandt. Das Ambient-Album ist eine unerwartete Kollaboration, die ohne Vorbereitung oder ausdividiertes Konzept entstanden ist. Wenn man sich den Klängen widmet, wird schnell klar wieso. Weniger Konstruktion als fliessender Wandel, Flächen voller Bewegung und stimmungsvollen Harmonien, hier sinkt man tief ein.
Trotz der Partizipation von Bernard Trontin (Schlagzeuger bei The Young Gods), wurde den perkussiven Aspekten von „Moonwaves“ vor allem die Zurückhaltung zugetan. „Three Rows And Four Wings“ etwa spielt mit verschobenen Rhythmen ohne laut oder Aufdringlich zu werden. Andächtig die gesampelten Streicher von „La Terra Vuota“, im richtigen Mass melancholisch „Photographing Fairies“. Man spürt die Erfahrung von Anna Aaron heraus, die Basler Musikerin hat ihre Popmusik für diese Platte reduziert und auseinandergenommen, die Umgebung von Genf mit Field Recordings einbezogen.
Da sich Anna Aaron und Bernard Trontin während den Aufnahmen nicht mit Diskussionen über „Moonwaves“ ausgetauscht haben, sind die Klänge und Tracks Entwicklungen der Intuition, eine Idee führte zur andern. Tänzelnde Momente sind entstanden („Rain In The Attic“), lange und nachdenkliche Drones („Unearthed“). Besonders dann denkt man an Jóhann Jóhannsson, sieht die gewohnte Umgebung während dem gesamten Werk transformiert und freut sich über alle kommenden Entwicklungen.