Polyvinyl / VÖ: 7. Oktober 2022 / Indie Rock
alvvays.com
Text: Michael Bohli
Ja, es macht viel Spass, weiterhin. Zwar mussten fünf Jahre ohne neue Musik überstanden werden, doch die fröhliche Energie ist nach wenigen Sekunden wiederhergestellt. Zuerst der Gesang von Molly Rankin, dann das Hereinstürzen der kompletten Band in den Song: «Pharmacist» bringt die entzückende Mischung von Indie Rock, Dreampop und Twangle Sounds sehr positiv aufs Parkett. So zackig wie alles begann, endet das Lied, um Alvvays bei den restlichen 13 Stücken etwas mehr Luft zum Atmen zu bieten. Die unwiderstehlichen Melodien überzeugen sowieso.
Paradebeispiele für solche Songs liefern Alvvays mit «After The Earthquake», «Pressed» oder «Pomeranian Spinster». Die Gitarren sind wild, der Gesang schlängelt sich durch die Takte, Schlagzeug und Bass verbünden sich zu einer wuchtigen Darbietung. Dazu gesellen sich die Pop-Elemente vergangener Jahrzehnte, welche die Gruppe aus Toronto mit Sehnsucht garniert («Tom Verlaine»), man schwelgt durch «Blue Rev».
Vieles im privaten Leben der Musiker:innen hätte das fast gefährdet, doch nicht einmal Einbrüche, Besetzungswechsel und geschlossene Grenzen konnten Alvvays aufhalten. Sportlich und zu murren, spielt sich die Gruppe durch «Blue Rev», rast an den Schaufenstern vorbei und lockt alle nach draussen. Das ist wie bei «Antisocialites» mit viel Hingabe aufgenommen und wirkt warm und organisch, hat im Gegensatz zur letzten Platte aber mehr Hitpotential. Träumerische Synthie-Watte bei «Bored In Bristol» und herrliche Verzerrungen mit «Easy On Your Own?» – diese Musik lässt deinen Tag leuchten.