Band: The Wonder Years
Album: Burst & Decay (Volume II)
Genre: Pop-Punk / Akustik
Label: Hopeless
VÖ: 14. Februar 2020
Webseite: thewonderyearsband.com
Da sind sie wieder, diese Wiederholungstäter. Vor gut anderthalb Jahren erschien „Burst & Decay„, die erste Akustik-EP der amerikanischen Pop-Punk-Band The Wonder Years. 29 Monate später (genauer: am Valentinstag) veröffentlicht das Sextett sieben weitere, sowohl herzerwärmende als auch -zerreissende Akustikversionen bisheriger Songs. Und das alles unter dem schlichten Titel: „Burst & Decay: Volume II“. Während verwelkte Blumen das Titelbild der ersten Akustik-EP zierten, sind es nun blassbunte, schrumplige Früchtchen, die sich unter den in Schnörkelschrift geschriebenen Worten von weissem Hintergrund abheben.
Lust auf Zeitreisen? Die EP lotst ihre Zuhörerschaft einmal quer durch die Bandbiografie. Angefangen mit „The Upsides“, dem vor zehn Jahren erschienenen zweiten Studioalbum der damals noch in ihren Kinderschuhen steckenden Band aus Philadelphia. Von Songzeilen über Panikattacken und unbeholfenes Sich-selber-im-Weg-stehen bei „Washington Square Park“ geht es mit „Hoodie Weather“ weiter zum 2011 veröffentlichten „Suburbia, I’ve Given You All And Now I’m Nothing“. Der Song vereint Heimatgefühl, Suche nach Zugehörigkeit und den Wunsch nach Weitwegsein.
„Cul-de-sac“ (Synonym: Sackgasse), widmet sich dem Beenden einer Freundschaft, von welcher man geglaubt hat, sie würde für immer halten. All die wunderbaren Kindheitserinnerungen noch vor Augen und sich gleichzeitig schmerzlich bewusst sein, dass es so nicht weitergehen kann – trotz der Trauer und Schwere des Inhalts wird man auch bei der akustischen Version dieses Songs durch die Leichte des Pop-Punks fast schon abgelenkt von der Bitterkeit, die in Sänger Dan Campbells Stimme mitschwingt, während sein Mund die Worte des Abschieds formt. „But I was kinda hoping you’d stay“ – so Dan Campbell auf „Passing Through A Screen Door“. Dieser Song entstammt, wie auch bereits „Cul-de-sac“, dem Album „The Greatest Generation“. Das 2013 erschienene Studioalbum rückte The Wonder Years weiter ins Rampenlicht und holte die Band in die grösseren Venues im In- und Ausland. Die sechs Jungs zeigten sich reifer als auf den vorherigen Alben, inhaltlich handelten die Songs jedoch auch hier noch vom Erwachsenwerden und der Suche nach etwas Halt und Hoffnung zwischen Depressionen, finanziellen Sorgen und der allgegenwärtigen Frage: „Ist es das wirklich wert?“.
2015 gaben The Wonder Years ihr fünftes Studialbum, „No Closer To Heaven“ heraus. Es Verhalf der Band zu weiteren ausverkauften Touren, der Bekanntheitsgrad stieg. Unter den 14 Tracks: „I Wanted So Badly To Be Brave“, einen Fall von häuslicher Gewalt schildernd und als einziger Song des Albums auch auf der zweiten Akustik-EP vertreten. Die catchy Bassline mit den verträumten Gitarrenspielereien, den Orgelklängen und den harmonischen Backings steht in krassem Kontrast zu den im Text dargestellten Ereignissen, was – zumindest bei mir – irgendwie einen seltsamen Beigeschmack hinterlässt.
„Sister Cities“, das neuste Studialbum der Band, zeigte das Sextett um ein Vielfaches ernster, als es die Pop-Punk-Attitüde der vorhergehenden Alben zugelassen hätte. Mit dem emotional wohl gehaltvollsten Song der EP „We Look Like Lightning“ und „It Must Get Lonely“ ist die 2018-Scheibe gleich doppelt vertreten. Dem erstgenannten der beiden Songs, übrigens als erste Single erschienen, liehen Alex Maniak, Sängerin von „shortly“, ihre Stimme und Little Kruta String Quartett ihr musikalisches Talent. Letztere finden sich auch auf weiteren Songs der EP wieder.
Die hier so schön chronologisch nach Erscheinungsjahr sortierte Auflistung der Songs wurde von The Wonder Years natürlich nicht eingehalten. Was sie sich genau mit dem Arrangement der Tracklist überlegt haben, erschliesst sich wohl erst, wenn man das gute Stück von Anfang bis Ende an einem Stück durchgehört hat. Also, ran an den Speck!
Tracklist:
1. Washington Square Park
2. We Look Like Lightning
3. I Wanted So Badly To Be Brave
4. Passing Through A Screen Door
5. It Must Get Lonely
6. Cul-de-sac
7. Hoodie Weather
Bandmitglieder:
Dan Campbell – Gesang
Matt Brasch – Gitarre und Gesang
Casey Cavaliere – Gitarre
Mike Kennedy – Schlagzeug und Perkussion
Josh Martin – Bass
Nick Steinborn – Keyboard
Gründung:
2005
Text: Sarah Rutschmann