AuGeil Records / VÖ: 14. September 2019 / Downtempo, Electronica
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Text: Michael Bohli
Vom wilden Getue zum in sich gekehrten Nachdenken – Kaya Guggenheim hat in seiner jungen Karriere als Musiker in der Ostschweiz bereits beide Enden des Spektrums erforscht. Unter dem Spitznamen Kaktus Neus bietet er die Abkehr der Position am Schlagzeug, welche er bei The Shattered Mind Machine innehat, und umgibt sich mit ruhigen Flächen und entspannten, elektronischen Klängen. „Robo Religion“ heisst die EP, welche sich in der ersten Inkarnation digital und instrumental zeigt, Downtempo und Meditation.
Dass hinter den fünf Tracks noch mehr stecken muss, das spürt man schnell. Nicht nur sind die Lieder fein ausgearbeitet und lassen erkennen, wie präzise jede Tonspur ist, der Zyklus ist dazu mit Namen ausgestattet, welche ein Konzept erkennen lassen. „Praying Robot“ führt via Transformation zu „Ethical Questions“, am Ende fällt die unsichtbare Grenze. Kaktus Neus will mehr, die Lieder sind nicht nur eine Verbindung zwischen KI und Mensch, sondern Klangträger von Gedichten. Als handgeschriebener Band in Kleinstauflage vertrieben, Ende Jahr als Rezitation des Künstlers eingeplant.
Auch ohne Worte spürt man die Intention von Kaktus Neus, nicht immer so plakativ wie die Choräle beim Gebet, aber als steter Wandel mit sanften Beats, angenehmen Keyboardflächen und elektronischen Spielereien, welche Glitchs und Ähnliches andeuten. „Transforming Robot“ ist Ambient, die ethischen Fragen direkt und mit Spitzen versehen. Wenn am Ende mit leichtem Schlagzeugspiel der Mensch als Umriss die Spielfläche betritt, dann wird nicht mehr unterschieden. In dieser Religion sind wir alle eins.