PIAS / VÖ: 24. Mai 2019 / Alternative
joanaspolicewoman.com
Text: Michael Bohli
15 bisherige Jahre einer musikalischen Karriere als Compilation zu veröffentlichen, das ist keine neue Idee. Schliesslich lässt sich so nicht nur eine Entwicklung aufzeigen, ein Wachsen, sondern neue und alte Fans zufriedenstellen. Selten aber wurde eine Liedersammlung so passend betitelt, wie die „Joanthology“ von Joan Wasser. Die Frau, welche mit ihrer Mischung aus Rock, Pop und souligem Gesang seit ihrem Debüt „Real Life“ von 2006 die Welt umgarnt, bietet als Joan As Police Woman nicht nur Musik, sondern einen Lehrgang in Menschlichkeit und Perspektive. Und das ist auf diesen drei CDs mehr als gut nachzuhören.
Von jedem Album bietet die Sammlung „Joanthology“ mehrere Stücke, lässt dabei Raritäten und alte EPs genauso wenig aus. Von „My Gurl“ der gleichnamigen Veröffentlichung bis zu „Warning Bell“ vom neusten Meisterwerk „Damned Devotion“ – chronologisch schreitet man mit Joan As Police Woman durch Kleinode, sanfte Erzählungen und laute Monologe. Der Gesang steht immer im Mittelpunkt, allerdings ist die Präzision bei diesen Kompositionen die Hauptzutat. Ob Jazz, Soul oder Indie, alles wird im richtigen Mass angewandt um formvollendete Lieder zu präsentieren. Mal persönlich und schmerzvoll, dann wieder geöffnet und lehrreich.
Ein besonders Schmankerl bietet „Joanthology“ mit der dritten CD, welche Joan As Police Woman ungeschönt live bei der BBC zeigt. Zwölf Lieder mit kleiner Band, reduziert und trotzdem wuchtig in der Wirkung – spätestens hier wird jeder Zweifler von dem Talent der amerikanischen Musikerin überzeugt und erhält als Belohnung den neuen Song „What A World“. Ein gutes Leitmotiv für diese Anthologie, ist die Welt von Joan Wasser immer wieder atemberaubend, wundervoll und auf beste Weise menschlich.