14. Mai 2019
Dachstock – Bern
Band: BADA
Kein Gesang, keine Ansprachen, keine Gnade. Was sich an diesem Dienstagabend im Dachstock in Bern abspielte, das war eine Urgewalt der Gemeinschaft, eine Gruppenarbeit, welche sich ohne Einzelkämpfer und egozentrische Auswüchse dem tiefen Brodeln der Ursuppe hingab. BADA standen auf der Bühne, nicht separate Namen, und genau darum verpuffte der Showeffekt auf bestmögliche Weise. Für eine Stunde konnte man die Augen schliessen, die Bierflasche in seiner Hand vibrieren fühlen und zwischen Stroboskopblitze und Nebelfetzen Halt suchen.
Für ihr erstes und einziges Konzert in der Schweiz zeigten sich BADA bereits als gut eingespielte und geübte Formation. Bern hatte das Glück, als letzten Termin auf dem europäischen Tourplan zu stehen, was mit geschickt angegangenen Übergangen, fast blindem Zusammenspiel und viel Vertrauen honoriert wurde. Von der ersten Minute an fügten sich Synthesizer, Gitarren und Bass gemeinsam dem Drone, dem Doom, dem Noise. Gesampelte Orgeln untermauerten brutale Saitenanschläge, elektronische Drumpatterns lieferten einen Hauch von Takt.
Was gegen Ende der beschwörenden Performance immer klarer konturiert war, das liess oft viel Zeit und Raum für die Erforschung der Klangwellen. Einzelne Instrumente schwellten an oder ab und liessen der Gitarren Platz für sanftere Sturmböen, dann wieder stürzten sich alle fünf Musiker*innen aufeinander. Zwar meist statisch auf der Bühne operierend, aber hoch konzentriert und völlig in den Kompositionen versunken – dieser Zustand übertrug sich rasch auf alle Anwesenden. Erstaunlicherweise aber selten auf meine Emotionen, brach die Gewalt mein Herz nie wirklich auf.
Ob es an den eher wenigen Besucher*innen oder daran lag, dass die Musik von BADA zuerst kennengelernt werden wollte – schwierig zu beurteilen. Auf jeden Fall rissen mich Album („Dead Magic„) und Konzerte von Anna Von Hausswolff stärker mit. Ja, die Schwedische Künstlerin ist das Aushängeschild dieser neuen Gruppe und wurde auch in Bern als Zugpferd auf den Plakaten genutzt. Schön zu sehen, dass aber weder in den Drone-Orgien noch auf der Bühne dies so ausgeführt wurde. Sie bildete zusammen mit den Musikern David Sabel, Gianluca Grasselli, Filip Leyman und Hannes Nilsson eine Einheit, die Welt kann man schliesslich nicht alleine bezwingen.
So hiess es nach einer Stunde erdrückender Klangschichten wieder: Licht in der Seele zulassen, neues T-Shirt ergattern und auf eine baldige Veröffentlichung dieser Musik hoffen. Denn was hier zelebriert wurde, das könnte sich schnell als wachsender Gigant entpuppen. Schwarz bis nach ganz innen, voller Narben und Verzweiflung – BADA halt.
Text: Michael Bohli