Irascible / VÖ: 12. April 2019 / Pop, Folk
cegiu.com
Text: Michael Bohli
Mit Verwurzelungen in Italien und der Westschweiz, in Luzern lebend aber sich als Zugerin sehend – kennt sich Cégiu, wie sich die Künstlerin Céline-Giulia Voser nennt, mit Fragen zu Herkunft und Zugehörigkeit aus. Ihr zweites Album nimmt die unsicheren Untertöne des Titels „Restless Roots“ darum ernst und beweist mit mutiger und immer wieder sperriger Musik eine Weitsicht auf die Welt und die Klangvererbung. Neugierig, zwischen World und Pop, persönlich und deutungsoffen zugleich. Das will zuerst verstanden werden.
Cégiu gibt sich nicht zaghaft mit ihrem Studiowerk und beweist mit ihrem ausdrucksstarken Gesang und den Celloakkorden gleich zu Beginn, dass „Restless Roots“ erarbeitet werden muss. Losgelöst von einer klaren Struktur zeigt sich „Il Silenzio – n’existe pas“ als Folk-Meditation, um vom Dreampop bei „Please“ abgelöst zu werden. Eingespielt von der Multiinstrumentalistin selber, sind die Lieder immer wieder nahe an der Traditionsmusik der Schweiz und nahen Ausland, zugleich aber beeinflusst von verschiedensten Herkünften.
Was bei „Gang“ als moderne Perspektive auf die volkstümliche Szene agiert, das ist zuvor entrückter Singer-Songwriter („Per Nuccio“) und immer nahe an der Natur. Also ob Cégiu diese Lieder bei einem Waldspaziergang gepflückt hätte, ohne Furcht vor Ausschlägen und Kratzern – was die bedrohliche Perkussion bei „Morning“ beweist. Geschickt schliesst die Künstlerin so an ihr Debüt „Skinny Souls“ an und erweitert das Schaffen mit Lichtflecken und Freiheit.