Staatsakt / VÖ: 1. März 2019 / Pop, Wave
dagobert-musik.de
Text: Michael Bohli
Über Liebe sollte nicht gesungen werden, dieses Gefühl muss man ausleben, teilen. Dann und wann aber gibt es eine Ausnahme, ein Sonderfall, der alle Gesetze bricht. „Du und ich“ ist ein solches Lied, das mit unglaublicher Intensität dein Herz und deine verletzte Seele wieder heilt, wieder erschüttert. Sanfte Gitarrenakkorde, fast geflüsterte Worte, und dann dieser Refrain. „Es macht keinen Sinn, dass ich nicht bei dir bin.“ Laute Stimme, Sätze wie Klingen, der musikalische Ausbruch. Dagobert eröffnet sein drittes Album „Welt ohne Zeit“ mit eindringlicher Eingängigkeit, mit furchtloser und konkreter Art.
Damit aber nicht genug, handeln alle zehn Lieder auf der Platte von der Liebe. Aufrichtig, emotional und gar kitschig – aber immer so belebend mit der deutschen Sprache ausformuliert, immer so filigran von den Instrumenten begleitet, dass „Welt ohne Zeit“ nahe an der Perfektion ist. Dagobert, welcher die Bündner Berge hinter sich gelassen und die grosse Bühne von Berlin betreten hat, wird zwar mit dem Schmalz der Schlagermusik verglichen, Songs wie „Flieg mit mir“ oder „Uns beiden gehört die Vergangenheit“ schweben meilenweit darüber. Alleine, dass die Synthesizer hier Zuhause sind, alleine, dass jede Silbe perfekt ausgewogen im Sound liegt.
Das pulsiert heftig bei «Flashback», dem wohl tanzbarsten Moment, das hebt deine Wahrnehmung von Liebe und Gefühle konstant auf eine neue und intelligente Ebene. Umso erstaunlicher ist es, wie Dagobert ein solches Liebesalbum komplett ohne Sarkasmus und Ironie vorlegen kann, den Geist von Berlin miteinbezieht und jeden abgebrühten Hörer bereits in wenigen Minuten rumkriegt. „Einsam“ lässt dich implodieren, der Titelsong in der Menschheit aufgehen. „Welt ohne Zeit“ ist ein schillerndes, ein dunkles, ein exzellentes Stück Musik.