23. Januar 2019
Bierhübeli – Bern
Bands: Friska Viljor / Side Effects
Das Leben meint es nicht immer nur gut, und genau in diesen Momenten kann Musik helfen. So war es auch bei den beiden Schweden Daniel Johansson und Joakim Sveningsson. Gleichzeitig von ihren Freundinnen verlassen finden sie sich vor rund 13 Jahren nach durchzechten Nächten in einem Studio wieder, besingen die guten und schlechten Zeiten und legen damit den Grundstein zu Friska Viljor.
Aber es wäre ja schrecklich, wenn die Musik nur denen hilft die sie machen, bei Friska Viljor ist das aber definitiv nicht der Fall. Die Musik hilft auch dem Publikum, die Musik von Friska Viljor macht glücklich. Sie zeigten schon bei den ersten Tönen, am vergangenen Mittwoch im Bierhübeli in Bern, worum es geht: um zu tanzen, zu schwitzen, mitzusingen, um das Leben zu feiern.
Nach einem fulminanten Auftakt wurde es aber auch ruhiger und vor allem traurig. Denn auch das können Friska Viljor. Auch wenn die Texte schon immer eher auf der melancholischen Seite oder von der Überwindung zum Aufbruch handeln, so war der Mittelteil des Konzertes ganz dem Schmerz von Joakim Sveningsson verpflichtet. Die letzten 2 Jahre der Stille um die Band haben ganz stark mit der Trennung von seiner Frau zu tun, die in den Songs des neuen Albums „Broken“ verarbeitet wurden und im Bierhübeli, zu zweit auf der Bühne, zum Besten gegeben wurden. Harte Kost, viel Emotionen, viel Verarbeitung, in den Augenwinkeln zerdrückte Tränen. Aber das muss sein, das war notwendig, wahnsinnig schön und sehr intim. We wish you all the best, Joakim!
Friska Viljor wären nicht sie selbst, wenn sie nicht auch einen Neuanfang wagen würden und diesen auch zelebrieren. So geht das Leben weiter, die Sonne geht wieder auf. Der grossartige Emil Nilsson an den Keys, Thobias Eidevald am Bass und Hendrik Reinert an den Drums rocken mit, Trompeten und Mandolinen im Wechsel mit akkustischen oder elektrischen Gitarren. Das Tempo wird gesteigert, die Traurigkeit verfliegt mit jedem Takt etwas mehr, das Lächeln kehrt in die Gesichter der Musiker zurück. Da werden Sofas besungen und dicke Bäuche verflucht, das Publikum mitgerissen. „Are you ready to dance?“ Klar, das geht gar nicht anders, aber bei „Arpeggio“ gibt es definitiv kein Halten mehr. Man tanzt, klatscht mit, singt und grölt, hebt die Hände, und ist ganz weit weg von allen Sorgen des Alltags!
Die vier Jungs von Side Effects eröffneten zum Tanzabend, zuerst noch ein wenig verhalten und auch etwas verloren auf der grossen Bühne des Bierhübelis, aber mit jedem Song lockerer werdend. Treibende Schlagzeugbeats, Synthwellen, schrummende Gitarren, starke Gesangparts. „Melodic Pop whatever“ wie sie ihren Stil selbst bezeichnen! Ein grossartiger Auftritt der jungen Band aus Stockholm, welche die ganze Tour von Friska Viljor supporten darf. Watch out and stay tuned for Side Effects. Das kommt super!
Auch wenn Friska Viljor im Bierhübeli ihren Überhit „Shotgun Sister“ nicht zum Besten gegeben haben (das haben sie aber am Tag darauf in Winterthur nachgeholt), bleibt doch die immer abschliessende Frage aus diesem Song: „Are you happy now?“ Ja, definitiv. Friska Viljor: Ihr macht glücklich, ihr zaubert jedem ein Lächeln ins Gesicht welches Tage andauert. Danke!
Text: Mischa Castiglioni