Band: Jamie Wong-Li
Album: Morphine
Genre: Techno / Dance
Label: equipeMusic.ch
VÖ: 24. August 2018
Webseite: jamiewong.li
Das Smartphone sollte man für die nächste Stunde irgendwo hinter dem Sofa verstecken, dafür in seinem Kleiderschrank wieder einmal tief wühlen und die Klamotten hervorholen, welche seit 20 Jahren verstauben. „Morphine“ bietet nämlich eine wunderbare Gelegenheit, die Reise in die Tanzszene der Neunziger anzutreten, ohne aufgesetzt zu wirken. Das zweite Soloalbum der Sängerin Jamie Wong-Li nistet sich in der Techno- und House-Szene ein, vermischt die Beats mit tollem Gesang und sorgt für zappelnde Glieder. Was auch wieder eine Heimkehr für die Hongkong-Schweizerin bedeutet, lieh sie schon immer gerne pochender Musik ihre Stimme.
„Golden Child“, ihr 2006 veröffentlichtes Album, hingegen lebte im sanften Jazz – somit ist „Morphine“ ganz klar eine extreme Kehrtwende. Unterstützt durch den Produzenten und Bastler Elwont (bekannt von den Boys On Pills), welcher seit einigen Jahren Jamie Wong-Li in den klanglichen Bereichen unterstützt, darf sie sich nun zwischen Scheinwerfern und Basslinien austoben. Bei Tracks wie „Morphine“, „Cool About It“ oder „Another Storm“ geht diese Rechnung perfekt auf und man erhält intelligenten Dance mit kernigem Gesang. Wenn das Tempo etwas zurückgenommen wird, fehlt der Reiz etwas.
So ist „New Doors“ nahe beim Trip-Hop und „Hold Me Back“ beim emotionalen Pop, gleich stark wollen diese Songs aber nicht packen. Jamie Wong-Li muss sich deswegen aber keine Sorgen machen, denn am Ende landet sie mit „Like / Unlike“ ein Art-Dance-Kracher, den auch Róisín Murphy ohne zu Zögern auf ihr Album stellen würde. „Morphine“ ist somit nicht nur eine leere Retrohülle, sondern ein spassiges Tanzfest und der elektronische Angriff auf den normalen Musikalltag.
Tracklist:
1. Watch The I Am
2. Morphine
3. Jubita Pt. 2
4. Home
5. Another Storm
6. Cool About It
7. Hold Me Back
8. New Doors
9. Summer Rush
10. Like / Unlike
Bandmitglieder:
Jamie Wong-Li – Gesang
Elwont – Produktion und Beats
Gründung:
2003
Text: Michael Bohli