-OUS / VÖ: 7. September 2018 / Electronica, Dub
bit-tuner.net
Text: Michael Bohli
Zwischen abgehackten Beats und unsicher schwingenden Synthiespuren legen sich immer wieder Geräusche und Stimmen, welche ganz klar nicht aus Zürich stammen können, egal wie global sich die Stadt auch gibt. Doch Marcel Gschwend, der St.Galler Künstler, den man am besten unter dem Namen Bit-Tuner kennt, hat diese Field Recordings nicht am Limmatufer gemacht, sondern die klingenden Seiten von Kairo mit aufgeschlossenem Ohr durchforstet. Vollgepackt mit Samples, Radioausschnitten und Kassetten ging es zurück in den Helsinki Klub für ein Liveset, welches mit „Arabian Nights“ nun vorliegt.
Bit-Tuner hat die fremdländischen Elemente aber nicht reisserisch in seine elektronische Konstruktion eingebaut, sondern geschickt in seine Musik, welche von holpernden und trockenen Beats lebt, eingeflochten. Was zuerst noch unscheinbar im Hintergrund lauert, wird ab „AN 1.2“ ein dichtes Netz an Melodieansätzen, Stimmungsbildern und gerne auch leicht unheimlichen Stimmungen. Über 40 Minuten spielt der Musiker mit der Möglichkeit, Electronica und die schleppende Rhythmik in neue Gebiete einzuführen und somit die Konventionen ohne Mühe zu vergessen.
„Arabian Nights“ ist trotz seiner direkt aus dem Club aufgezeichneten Form nie hetzend oder lückenhaft, Bit-Tuner hat es nämlich geschafft, die Reise durch die sechs Tracks als kontinuierliche Geschichte aufzubauen. Zwar werden die Stücke selten wirklich tanzbar, umso besser eignen sie sich aber dazu, mit geschlossenen Augen auf Entdeckungsreise zu gehen. Nach Japan und China eignete sich der Schweizer nun also Ägypten an – und liefert damit ein spannendes Ergebnis für alle Freunde der experimentellen Electronica.