10. August 2018
Kaserne – Basel
Bands: Unknown Mortal Orchestra / Faber / Stereo Luchs & The Scrucialists/ Yaya/ Arbajo Jairus & Them Lovers
Dass es am kleinen, aber weiterhin sehr feinen Open Air Basel immer wieder Neues zu entdecken gibt, das galt auch der Ausgabe 2018. Lustig allerdings, dass gerade die letzte Band am Freitagabend und somit der eigentliche Headliner wohl für die meisten Fragezeichen gesorgt hatte. Aber nach mehreren Stunden voller Sonnenschein, Glücksgefühle und beschwingter Rhythmen war der krumme Angriff von Unknown Mortal Orchestra wohl für viele etwas zu schräg. Der mentale Urlaub in der Karibik sorgte nämlich für nachhaltende Entspannung.
Ein Luchs in den heissen Gefilden anzutreffen, das gibt es wohl selten. Doch mit dem Zürcher Wortkünstler Stereo Luchs hatte man das Vergnügen, Strand und Palmen mit dem Abend auf dem Platz vor der Kaserne zu vermischen und tief in den Schweizer Dancehall einzutauchen. Begleitet von der Basler Band The Scrucialists wurden nicht nur die Hüften geschwungen, sondern auch die Hände gereckt und das grüne Gewächs genossen. Zwischen klassischem Reggae, beatlastigen Ausflügen in den Hip Hop und vielen Keyboards wurden alle Besucher schnell Mitglieder der „Basel Crew“. Und die Sonne lachte während des gesamten Auftrittes hinter der Bühne hervor.
Für viele wohl der Hauptgrund zur Anreise an diesem Abend war jedoch Faber – der Platz vor der Bühne fühlte sich kurz vor dem Konzert jedenfalls gerappelt voll an. Zusammen mit seiner Goran Koč y Vocalist Orkestar Band spielte sich der Zürcher Singer-Songwriter mit der angenehm tiefen Stimme durch das aktuelle Album „Sei ein Faber im Wind„, und auch der eine oder andere neue Song fehlte nicht: Zu Posaune, Perkussion und dreckigen Texten wurde ausgelassen getanzt. Dazwischen gab es die wahrscheinlich besten Ansagen des Abends – wer sonst ausser Faber würde den nächsten Song als den schlechtesten des Abends ankündigen? – aber so könne es immerhin nur noch bergauf gehen. Und das bewahrheitete sich mit einem abwechslungsreichen, mal leisen und dann wieder wilden Set – einmal mehr hat diese Band eine unglaubliche Livedynamik unter Beweis gestellt.
Und dann eben, das grosse Gewitter in blitzenden Lichtern und wild gespielter Gitarre. Der psychedelische Lo-Fi-Indie der Neuseeländer zeigte am Ende des Konzertabends, dass man auch in der Rheinstadt die Rockmusik für keine Nacht vergessen kann. Aber Unknown Mortal Orchestra wollten sich gar nicht auf eine Genrerichtung festmachen lassen, viel lieber spielten sich die vier Herren durch ihre Diskografie (inklusive Häppchen aus dem diesjährigen Album „Sex & Food“) und landeten Damit immer wieder Treffer in Richtung Indie, Emo oder Alternative Rock. Verspielt, wild und sogar voller Lust an der Dissonanz – für die einen Balsam und für die anderen ein unerwartetes Durchrütteln.
Und wie auch immer man sich nach diesem Auftritt fühlte, das Open Air Basel hatte auch an diesem Abend alles richtig gemacht. Denn nebst der angenehmen Grösse und interessanten Musikmischung gab es auch zwischen den grossen Bands die lokale Kultur zu entdecken. „Mitten in der Woche“ hatte die Ehre, erneut frische Gruppen aus Basel zu präsentieren und zeigte mit Arbajo Jairus & Them Lovers einen Blick in die Zukunft des organischen R’n’B und Hip Hop, vermengt mit Gitarren und verführerischen Takten. Zwischen bunten Lichtern und dunklen Schatten durften Yaya ihre Neuerfindung des Pop den Leuten vorlegen und sorgten damit schnell für strahlende Gesichter und Begeisterung. Da fragt sich nur, mit was für Künstlern man am Samstag noch überrascht werden wird.