Pelagic Records / VÖ: 11. Mai 2018 / Post-Metal, Sludge
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Text: Michael Bohli
Was zuerst passieren wird, ist ziemlich klar: Die bekannte Zivilisation wird untergehen und den Grossteil der Menschheit vernichten. So werden einzelne Überlebende die verwüsteten Städte und leeren Landstriche durchziehen, immer auf der Suche nach Hoffnung und Nahrung. Zumindest bis die Flora und Fauna endgültig alle Gebiete zurückerobert haben und sich alles zu einem letzten grossen Organismus verbinden wird, der die Erde mit all ihrer Schönheit in die kalte Ewigkeit führt. Dies und nicht weniger erzählen Abraham aus Lausanne auf ihrem neusten Koloss „Look, Here Comes The Dark!“ und füllen damit gleich zwei Stunden mit lauter und dichter Musik aus.
Da ist es auf jeden Fall nachvollziehbar, dass die Gruppe, welche sich 2008 gegründet hat, mit diesem Album einige zuerst überfordern könnte. Aufgeteilt in vier Abschnitte, welche sich stilistisch und klangmässig unterscheiden, nehmen sich Abraham des Post-Metals an und formen ihn so um, um dem dystopischen Konzept in allen Facetten gerecht zu werden. Was zu Beginn der Platte mit Songs wie „Wonderful World“ noch wie eine Prügelei aus Sluge und Hardcore wirkt, wandelt sich immer mehr zu schleppenden und planetengrossen Kompositionen voller Doom, Experimental und Chaos. „Look, Here Comes The Dark!“ weiss inhaltlich wie auch klanglich viel zu erzählen.
Ob in langen Stücken, welche sich ergänzend zu Ende führen (wie der vierte und von den Elementen bestimmte Teil „Oryktocene“) oder kurzen Ausbrüchen, die jeden Glauben an die Menschheit zerschmettern – Abraham haben ein Werk aufgenommen, das alles vom Hörer verlangt. Geschrei und mehrstimmiger Gesang, heulende Gitarren und brachiales Schlagzeugspiel – alles vermengt sich in Liedern, die sogar die Komplexität des Jazz erreichen. Doch im Gegensatz zu der Musik aus den Kellerlokalen ist dieser Post-Metal immerzu gewaltsam, unberechenbar und gnadenlos. Nie einfach, aber beeindruckend und ein meisterlicher Ausbruch aus der Komfortzone.