Band: MGMT
Album: Little Dark Age
Genre: Indie / Electronic / Synthie Pop
Label: Columbia
VÖ: 9. Februar 2018
Webseite: whoismgmt.com
Lass ma‘ ne kleine Zeitreise machen. Wir schreiben das Jahr 2008. Indie ist auf dem absoluten Zenit. Ein Jahr zuvor gaben sich am hipsten Festival der Schweiz – welches aber gerade so hip ist, weil es eben nicht hip ist, nämlich dem Openair St. Gallen – alle grossen Indie-Kapellen der Stunde die Klinke in die Hand. Die Arctic Monkeys waren da, Bloc Party war da, die Kaiser Chiefs waren da, Maximo Park war da, Arcade Fire war da … Nur eine Band fehlte: MGMT. Deren Durchbruch sollte erst ein paar Monate später mit der Veröffentlichung ihres Albums „Oracular Spectacular“ folgen. Dann aber so richtig. „Kids“ war der Indie-Sommerhit 2008 schlechthin und darf auch mehr als 10 Jahre später an keiner Indie-Party fehlen. „Oracular Spectacular“ trifft den Zahn der Zeit mit seiner Symbiose aus Indie, Electro und Pop.
Man hätte meinen können, MGMT würden sicher noch etwas auf dieser Welle weitersurfen. Das war aber weit gefehlt. Mit den beiden folgenden Alben „Congratulations“ (2010) und „MGMT“ (2013) begab sich die Band in experimentellere Space- und Psych-Rock-Gefilde. Dies brachte zwar zwei ziemlich coole Alben hervor, kostete die Band aber Fans.
Fans, welche die Band nun, fünf Jahre nach der letzten Veröffentlichung, wieder zurückholen möchte. Denn „Little Dark Age“ ist im Prinzip das, was rein logisch gesehen auf „Oracular Spectacular“ hätte folgen müssen. MGMT sind zu ihren Indietronic-Wurzeln zurückgekehrt, allerdings ohne sich selbst zu kopieren. Denn „Little Dark Age“ bietet zwar Indie Pop, welcher die Herzen der Jutesack-, Jeansjacke- und Doute-tragenden Hip-Kids von damals höher schlagen lassen wird. Durch eingängige Synthies werden aber auch die 80er-Nostalgiker abgeholt. Ziemlich modern hingegen sind die Themen der Texte. So geht es im Opening Track „She Works Out Too Much“ um das Phänomen Tinder und wie es teilweise Menschen zusammenbringt, die einfach nicht zusammen gehören. Ein anderes Beispiel ist der Song „TSLAMP“, in welchem der Protagonist sehr viel Zeit damit verbringt, in sein Handy zu starren. Die Themen werden ironisch und humorvoll angegangen und wirken somit nicht anprangernd, sondern laden zum Schmunzeln ein. Weniger so auf dem Song „Hand It Over“: Hier werden MGMT politisch und zeichnen ein Bild des Lebens in der Trump-Ära. Musikalisch werden die Texte stets untermalt von Klangteppichen, welche atmosphärisch aber trotzdem poppig daherkommen und mal tanzbar nach vorne gehen, aber auch Raum zum Zurücklehnen, Nachdenken und letztlich auch Träumen lassen.
Mit „Little Dark Age“ haben sich MGMT zurück auf die Karte gesetzt. Es ist ein solides, eingängiges Album, welches sehr erfrischend daherkommt. So gross wie „Oracular Spectacular“ wird es zwar wahrscheinlich nicht mehr werden, dass liegt aber wohl eher am musikalischen Zeitgeist als an den Qualitäten der Band. Denn die sind nach wie vor tadellos.
Tracklist:
1. She Works Out Too Much
2. Little Dark Age
3. When You Die
4. Me And Michael
5. TSLAMP
6. James
7. Days That Got Away
8. One Thing Left To Try
9. When You’re Small
10. Hand It Over
Bandmitglieder:
Andrew VanWyngarden – Gesang, Gitarre, Keyboard, Bass und Schlagzeug
Ben Goldwasser – Gesang, Keyboard, Gitarre und Perkussion
Gründung:
2002
Text: Ivo Arztmann