8. März 2018
KiFF – Aarau
Bands: Vessels / Egopusher
Es war ja schon immer der stürmische Umgang mit gewohnten Klangformen, die den Post-Rock auszeichneten. Das ewige Experiment, die Umformungen, die Pionierleistungen – und darum darf man getrost sagen, dass der Donnerstagabend im KiFF in Aarau ganz klar diesem Genre zugeordnet werden konnte. Auch wenn sich beide Bands auf der Bühne eher anders anfühlten als das sonst Gehörte in diesem Stil: Weit, cinematografisch und extrem dicht waren die dargebotenen Songs aber immerzu. Und natürlich elektronisch verspielt.
Denn mit der englischen Bands Vessels wurde die Bühne nicht nur von massig Instrumenten und Gerätschaften in Beschlag genommen, sondern auch von einer neuen Perspektive auf eine doch immer wieder ausgeleierte Rockversion. Die Mannen aus Leeds haben ihre Melodien und Takte nämlich fast komplett von der Elektronik übernehmen lassen. So zeigten sie sich im KiFF mit laut pochenden Beats, Synthieflächen und Melodien, die sich aus analogen und digitalen Melodien zusammensetzten. Mit langen Aufbauten tastete sich die Gruppe an tanzbare Tracks heran, die von hypnotischen Wiederholungen zu abrupten Ausbrüchen anwuchsen.
Auch wenn die Technik nicht immer mitspielen wollte: Vessels verstanden es zu jeder Minute, den Saal in eine umgarnende Klangwolke zu tauchen. Die Gitarre diente nicht als Streitaxt, sondern Boden für die Drumpatterns und Synthies, was das Schlagzeug manchmal fast wie einen rückständigen Fremdkörper wirken liess. Viel eher wollte man hier in die Trance eines Clubabends abtauchen und die Welt vergessen, anstatt von einem typischen Konzert gepackt zu werden. Und das klappte herrlich mit langen Songreihen und wenig Pausen, inmitten der mitreissenden und vielfältigen Lichtshow.
Auch Egopusher aus Zürich spielen mit dieser Gratwanderung zwischen Technoansätzen und organisch fabrizierten Liedern. Das Duo, welches seit einigen Jahren mit Schlagzeug und Geige für Furore sorgt, liess sich nicht von irgendwelchen Gegebenheiten einschränken und experimentierte an den gern gehörten Melodien von Liedern wie „Patrol“ oder „Jennifer (William Part ll)“ herum. Es kratzte, es rauschte und dazu gab es die wuchtigen und eindringlichen Schlagzeugmuster zum Tanz. Ergänzt mit Klängen aus Computer und Synthies wurden die Tracks schnell zu kinoreifen Schöpfungen, die sich weit über die Stadtgrenzen von Aarau hinaus auszubreiten schienen.
Auch wenn nicht alles an diesen Konzerten das Herz direkt traf, die Grösse der gespielten Musik von Vessels und Egopusher überraschte immer wieder. Modern und auch gerne wagemutig, nie um Versuche verlegen und doch perfekt für die Tanzbeine geeignet. So etwas dürfte man auch gerne am Wochenende zu später Stunde erleben.
Text: Michael Bohli