PIAS / VÖ: 9. Februar 2018 / Alternative
Webseite: joanaspolicewoman.com
Text: Michael Bohli
Die Alben von Joan Wasser haben bisher nicht nur viele Bestenlisten angeführt, sondern auch massig Auszeichnungen für Pop- und Rock-Meisterwerke gewonnen. Das ist natürlich mehr als verdient, lässt aber auch etwas stutzig werden, ist die Musik von Joan As Police Woman schliesslich nie auf solch simple Genres reduzierbar. Das zeigt auch „Damned Devotion“, ein zugleich verletzliches und zartes Werk, wie dunkle und intensive Erfahrung. Irgendwo zwischen alternativem Rock, schwarz gekleidetem Jazz und sehnsüchtigem Pop landet die Musik und betört.
Man braucht eine gewisse Ader zur Romantik, zu verwunschenen Träumereien und nachdenklichen Stunden – dann funktioniert „Damned Devotion“ perfekt. Joan As Police Woman taucht mit ihren Liedern tief in das Seelenleben ein und bringt die Melodien mit Bläsern, Gitarren und Klavier zum Leben. Ob in gemächlichem Tempo wie beim Titelsong oder mit unscheinbarer Wucht („Rely On“), alles wirkt elegant und formvollendet. Dass Frau Wasser in ihrem Leben viele Tragödien durchmachen musste, ist dabei immer greifbar, zugleich stehen ihre Lieder aber auch für eine gewisse Hoffnung.
Die Single „Warning Bell“ zeigt dies gut mit tragischem Text und mehrschichtigem Klang, „The Silence“ lockt mit grossartigen Akkorden und fesselndem Refrain, „Talk About It Later“ scheint wie aus einem anderen Jahrzehnt gepurzelt zu sein. Joan As Police Woman ist wohl nur zu einem nicht fähig: Einen Song zu schreiben, der nicht fesselnd oder nahe an der Perfektion ist. Für Geniesser und Feinschmecker ist „Damned Devotion“ somit ein wahres Festmahl und die erste Sternstunde des Jahres.